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Die Nationalratswahl 2002 in Hietzing genauer betrachtet

Auch in Hietzing fand am 24.November ein Erdrutsch weg von den Freiheitlichen statt, der besonders stark der ÖVP zu Gute kam, die gegenüber der Nationalratswahl 1999 fast 16 Prozentpunkte dazugewann, die SPÖ überholte und auch ihr Ergebnis der Bezirksvertretungswahl 2001 klar übertraf. Die Sozialdemokraten konnten nur knapp 2 Prozentpunkte zulegen, der geringste Zuwachs aller Wiener Bezirke. Während die FPÖ auf ein Drittel schrumpfte und auf Platz 4 zurückfiel, gelang den GRÜNEN eine Steigerung um fast die Hälfte ihrer Stimmen.

Das GRÜN-Ergebnis ist das beste der Geschichte in Hietzing. Mit 15,07% übertrifft es auch das der Europaparlamentswahl 1999 (14,49%). Der Zuwachs gelang trotz der Tatsache, dass Hietzing der Heimatbezirk des Bundeskanzlers und siegreichen ÖVP-Spitzenkandidaten ist.

Noch ein Wort zu den Vorzugsstimmen: Im Regionalwahlkreis Wien-Südwest (das sind die Bezirke 13, 14, 15 und 23) erreichte Spitzenkandidatin Eva Glawischnig 6.961 Vorzugsstimmen. Der Wahlkreis war derjenige, in dem die GRÜNEN ihrem ersten regionalen Grundmandat am nächsten kamen: Es wurde nur um rund 2.300 Stimmen verfehlt. An zweiter Stelle bei den Vorzugsstimmen liegt eine Hietzinger Kandidatin: Die Studentin Bettina Klaninger kam überraschend auf 368 Stimmen. Wir gratulieren!

Dieses Ergebnis, für das wir allen unseren WählerInnen herzlich danken, ist für uns GRÜNE ein Auftrag, weiter aktiv Bezirksprobleme aufzugreifen, auch wenn das Bundesergebnis der Nationalratswahl nicht ganz die Erwartungen erfüllt hat.

 

Die Details

Interessant ist eine detaillierte Betrachtung des Ergebnisses nach Wahlsprengeln (in Hietzing gibt es 65 bzw., mit dem Geriatriezentrum am Wienerwald und diversen Krankenhaus-, Heim- und Bettensprengeln, 81). Im Folgenden wurden die Wahlsprengeln so addiert, dass sich jeweils ein annäherndes Bild des Wahlverhaltens in den Bezirksteilen bzw. Katastralgemeinden ergibt.

Das Ergebnis der Nationalratswahl 2002 in Hietzing (ohne Wahlkarten)
  Stimmen % % ´99
ÖVP 13.469 44,12 28,30
SPÖ 9.747 31,93 29,95
GRÜNE 4.600 15,07 10,72
FPÖ 2.106 6,90 20,40
LIF 308 1,01 8,06
KPÖ 132 0,43 0,64
SLP 107 0,35 n. k.
Demokraten 57 0,19 n. k.
andere (DU, NEIN) n. k. - 1,93

Wahlberechtigt: 39.078
Abgegebene Stimmen: 30.798 (Wahlbeteiligung: 78,8%)
ungültige Stimmen: 272
gültige Stimmen: 30.526

Ergebnisse der NR-Wahl 2002 in den Hietzinger Bezirksteilen

Bezirksteil

ÖVP SPÖ GRÜNE FPÖ LIF KPÖ SLP DEM
Unter-St.Veit 49,07% 25,10% 18,09% 5,84% 1,02% 0,46% 0,27% 0,15%
Hacking 47,68% 27,55% 17,46% 5,58% 0,65% 0,42% 0,42% 0,24%
Alt-Hietzing 48,84% 26,79% 15,56% 7,19% 0,86% 0,39% 0,26% 0,10%
Speising 36,69% 38,17% 15,20% 7,77% 1,21% 0,37% 0,35% 0,24%
Lainz 37,61% 37,72% 14,84% 7,73% 0,98% 0,57% 0,28% 0,28%
Ober-St.Veit 48,30% 28,80% 14,77% 6,13% 1,10% 0,46% 0,33% 0,11%
SAT/Friedensst. 47,74% 28,65% 14,06% 7,52% 1,04% 0,18% 0,53% 0,30%
GZW 13,81% 72,38% 3,07% 7,42% 0,26% 1,79% 1,28% 0,00%
restl. Sprengel 40,82% 49,32% 5,10% 4,42% 0,00% 0,00% 0,34% 0,00%
 
Bezirk gesamt 44,12% 31,93% 15,07% 6,90% 1,01% 0,43% 0,35% 0,19%


Wie schon bei vorangegangenen Wahlen, lässt sich ein Nord-Süd-Gefälle im WählerInnenverhalten feststellen: Der nördliche Teil des Bezirkes entlang des Wientals (Alt-Hietzing, Unter St.Veit, Ober St.Veit, Hacking) und der westliche Teil entlang der Tiergartenmauer (Ober St. Veit, Friedensstadt/Siedlung Auhofer Trennstück) ist mehrheitlich "schwarz", mit einem ÖVP-Anteil von rund 48%. Zum Teil wurden Zuwächse von über 17 Prozentpunkten erzielt. In einzelnen Gebieten des Hietzinger und Lainzer Cottage wählten über 60% ÖVP.

Der "rote" Teil des 13.Bezirks liegt im Süden bzw. Südosten, und zwar in Lainz und Speising. Dort hält die SPÖ rund 38% und ist Nummer 1. In Speising dominiert die SPÖ besonders im Grätzl auf dem Rosenberg (Pensionistenheim, Kleingartenanlage, Gemeindebau Erich-Deschermaier-Hof, usw.) mit 56% der Stimmen, auch die Siedlung Hermeswiese und der Bereich um die Straßenbahnremise gehören zu den Hochburgen. In Lainz ist vor allem die Siedlung Lockerwiese zu erwähnen, die größte (in der Zeit des "Roten Wien" errichtete) Gemeindewohnanlage des 13.Bezirks. In deren westlichem Teil kam die SPÖ auf 59,7% und gewann 12,4 Prozentpunkte, während die FPÖ 17,7 Prozentpunkte verlor.

Ein vom Hietzinger Durchschnitt weit abweichendes WählerInnenverhalten zeigt sich im Pflegeheim Lainz (GZW) und bei den Wahlkarten in kirchlichen Heimen, Krankenhäusern usw.: Die SPÖ kommt hier im Durchschnitt auf über 62%. Ein Kuriosum ist Sprengel 38, ein Teil des GZW. Dort führt die SPÖ mit 73,5%, und zweitstärkste Kraft ist die kleine Sozialistische Linkspartei (SLP) mit 10,2%.

Die FPÖ, bei früheren Wahlen u.a. in der SAT-Siedlung und in einigen Gemeindebauten relativ stark, verlor überall katastrophal und ist nun nur noch in einem einzigen Wahlsprengel, entlang der Maxingstraße, zweistellig (10,1%).

Ähnlich schlecht erging es auch dem Liberalen Forum, das von 8 auf 1% der Stimmen fiel und in Unter St. Veit sogar einen Verlust von über 10 Prozentpunkten erlitt. Ein großer Teil der einstigen LIF-Stimmen dürfte an die GRÜNEN und an die ÖVP gegangen sein, während von dem FPÖ-Debakel in erster Linie die ÖVP, in geringerem Ausmaß die SPÖ profitierte.

Bei den anderen Kleinparteien gab es keine Überraschungen: Die KPÖ verlor, auch aufgrund der Konkurrenz durch die SLP, leicht (beide Linksparteien kamen auf jeweils rund 0,4%), die neu angetretenen Demokraten blieben mit 0,2% völlig bedeutungslos.

Gewinne und Verluste bei der Nationalratswahl 2002 gegenüber der NRW 1999 in den Hietzinger Bezirksteilen (in Prozentpunkten)
Bezirksteil

Wahlber. gült. St. ÖVP SPÖ GRÜNE FPÖ LIF KPÖ
Unter-St.Veit 3.419 2.637
+ 15,02
+ 2,95 + 6,02 - 13,06 -10,08 +0,21
Hacking 2.158 1.684
+ 17,11
+ 0,64 + 5,19 - 13,11 -8,15 - 0,16
Speising 7.098 5.394
+ 13,20
+ 2,30 + 4,66 - 12,87 -5,54 - 0,25
Alt-Hietzing 4.938 3.837
+ 16,43
+ 2,95 + 4,50 - 14,22 -8,08 - 0,17
Lainz 6.073 4.711
+ 14,58
+ 5,40 + 4,12 - 15,63 -6,88 - 0,16
SAT/Fried.st. 4.091 3.379
+ 17,09
+ 1,30 + 3,41 - 14,30 -6,09 - 0,01
Ober-St.Veit 10.736 8.199
+ 17,22
+ 3,22 + 3,20 - 13,71 -8,07 - 0,40
GZW u.ä. Spr. 565 685
+5,96
+0,62 + 1,56 -5,97 -1,35 -0,07
 
Bezirk gesamt 39.078 30.526
+ 15,82
+ 1,98
+ 4,35
- 13,50
-7,05
- 0,21


Zum Abschneiden der GRÜNEN

Hochburg der GRÜNEN ist diesmal der Bezirksteil Unter St. Veit mit über 18% der Stimmen und einem Rekordzuwachs von über 6 Prozentpunkten (Bezirk gesamt: + 4,35). Dort liegen auch die drei besten Sprengel mit einem Anteil von über 20%: Die "Klimt-Villa" in der Feldmühlgasse und ihre Umgebung, mehrmals im Blickfeld der Öffentlichkeit wegen drohenden bzw. durchgeführten Abbrüchen historischer Häuser, verzeichnet mit 22,04% den besten Grün-Wert (1999: 14,51%); der Sprengel östlich der Feldmühlgasse mit 20,29% (1999: 11,08%) und der Sprengel südlich des Hügelparks bis zur Münichreiterstraße (für deren Verkehrsberuhigung sich die GRÜNEN einsetzen) mit 21,81% sind die beiden anderen Hochburgen. Zahlreiche Sprengel verzeichneten über 19% Grün-Stimmen, darunter ein Teil der Auhofstraße, deren BewohnerInnen der Bau einer Volksgarage droht.

Um die 9 Prozentpunkte betrugen die Zuwächse in der Umgebung des Seckendorff-Gudent-Wegs und im Bereich Schönbrunn, wo es durch grünes Engagement gelungen war, den Bau einer Lipizzaner-Trainingshalle zu verhindern.

Als "grünes Grätzl" darf auch die Umgebung des alten Ortskerns von Ober St. Veit bezeichnet werden, etwa zwischen Trazerberg und Käthe-Leichter-Hof: Mit über 18% liegen die GRÜNEN dort an zweiter Stelle hinter der ÖVP!

Ebenfalls zweitstärkste Kraft sind die GRÜNEN in einigen ÖVP-dominierten Cottage-Bereichen sowie im Grätzl Trauttmansdorffgasse/Wattmanngasse/Maxingstraße.

Von Krankenhaus- und Pflegeheim-Sprengeln abgesehen, gibt es nur noch ein paar mit weniger als 10% Grün-Stimmen, durchwegs mit Pensionistenheimen oder Gemeindebauten. Doch auch in Gemeindebauten ist in der Regel ein positiver Trend zu verzeichnen, z.B. an den zweistelligen Ergebnissen im Steinitz-Hof oder in der Siedlung Lockerwiese.

G.J.

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