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Pflegeheim Lainz: Nicht mehr zeitgemäß

Im Gemeinderat haben die Oppositionsparteien einen Antrag auf Einsetzung einer Untersuchungskommission zur Untersuchung des Pflegeskandals in Lainz (Wundliegen von PatientInnen, Bettruhe um 15 Uhr, obligatorisches Tragen von Windeln, monatelanges Nicht-Baden, usw.) gestellt. Geklärt werden soll auch die politische Verantwortung.

Seit Jahren wurde verabsäumt, dem Wiener Landtag ein neues Pflegeheimgesetz vorzulegen, welches die Qualitätsstandards auf eine neue rechtliche Basis gehoben hätte. Erst im Herbst 2002 kam es mit jahrelanger Verspätung zu ersten interfraktionellen Gesprächen über die Gesetzesvorlage. Eine Beschlussfassung durch den Wiener Landtag steht weiterhin aus.

 

Im Geriatriezentrum am Wienerwald (GZW) leben rund 2.300 Menschen mit sehr unterschiedlichen Bedürfnissen hinsichtlich der Betreuung und Pflege, die sie brauchen. Fast alle von ihnen sind falsch untergebracht, kritisieren Fachleute.

So leben sie in weitgehend ungeeigneten Substandard-Räumlichkeiten, die den Anforderungen moderner Wohnqualität in keiner Weise entsprechen. Die "Versorgungsheim-Mentalität" ist insbesondere für jene mehr als 1.500 BewohnerInnen trauriger Alltag, die in 6-, 7- und 8-Bett-Zimmern leben. Das Pflegepersonal vor Ort spricht von einer Realsituation auf den Stationen, in der 3 bis 5 Pflegepersonen rund 40 BewohnerInnen versorgen müssen. Pro Tag werden im Pflegeheim Lainz 125 Euro pro betreuter Person ausgegeben. Für diese Summe muss mehr geboten werden, als eine Unterbringung im 8-Bett-Zimmer und Pflegequalität, die offensichtlich sehr zu wünschen übrig lässt! Die aufgedeckten Missstände haben deutlich gemacht, dass das Konzept des Großheimes für moderne Pflegestandards längst nicht mehr tauglich ist.

Daher fordern wir: Schließung des Pflegeheims Lainz bis 2008 und stattdessen Investition in neue, zeitgemäße Strukturen!
Ziel: Überschaubare und zumutbare Einheiten. Errichtung von Pflegeheimen mit 80 bis 120 BewohnerInnen in Ein- bis Drei-Bett-Zimmern in Wohnortnähe. Übernahme des Personals des GZW in die neuen Betreuungsstrukturen. Etablierung von Weiterbildung und Qualitätssicherung. Die Menschen, die bisher in Lainz untergebracht wurden, sollen nach der Schließung endlich bedarfsgerecht und mit modernen Pflegestandards betreut werden.

Das grüne 5-Punkte-Konzept:

1. Ausbau der Betreuung zu Hause (ambulant) und teilstationärer Einrichtungen für selbstständige und teilweise selbstständige Menschen (1.Drittel der BewohnerInnen).

2. Ausbau regionalisierter Pflegeeinrichtungen, sowie Ausbau von Hausgemeinschaften und Wohngruppen (betreutes Wohnen) für teilweise selbstständige und teilweise abhängige Menschen (2.Drittel der BewohnerInnen).

 

3. Einrichtung eines Sonderkrankenhauses für Geriatrie für vollständig abhängige Menschen mit erhöhtem medizinischem Betreuungsbedarf (3.Drittel der BewohnerInnen), eventuell am alten Standort des GZW.

4. Ersetzen des vorliegenden Entwurfs des Wiener Pflegeheimgesetzes durch einen zeitgemäßen Gesetzesvorschlag, der verbindliche Standards hinsichtlich räumlicher Ausstattung, Infrastruktur und Pflegequalität regeln soll.

5. Finanzierung des neuen Konzepts durch die Einsparung aus der Schließung des GZW und durch die Umwandlung von bestehenden Wohnplätzen in Pflegeplätze.

Sigrid Pilz, Gemeinderätin

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