von Susanne Jerusalem
Seit einigen Monaten ist Fluglärm leider auch in Hietzing zum Thema
geworden. Eine neue Flugroute zieht ihre Bahn über Teilen des 13.
Bezirks. In einer ganzen Reihe von Mails berichten leidgeprüfte
BewohnerInnen, dass ihre Lebensqualität auf Grund des Fluglärms
in den letzten Monaten sehr gelitten hat. "Wir haben uns in Hietzing
angesiedelt, weil der Bezirk schön und ruhig ist. Hätte man uns
mitgeteilt, dass geplant ist, ihn zur Flugschneise umzufunktionieren,
wären wir nicht hier her gezogen", lautet eines von vielen. Mittlerweile
hat sich im Südwesten Wiens eine parteiunabhängige Bürgerinitiative
gegründet, die heftig gegen die Willkür von Flughafen und Politik
zu Felde zieht. Die Flugroute soll wieder weg. Wir Grünen unterstützen
das.
Der
Flughafen ist eine Aktiengesellschaft und agiert auch entsprechend.
Ihr Ziel ist es Gewinn zu machen und das wiederum entspricht dem
Aktiengesetz. Die Ausbaupläne des Flughafens sind beeindruckend,
in den nächsten Jahren will man die Zahl der An- und Abflüge verdoppeln.
Die Ausbaupläne beziehen sich nicht auf die Kapazität zu Gunsten
der Wiener Bevölkerung oder zu Gunsten des Österreich-Tourismus.
Dafür wäre der Flughafen ohnehin groß genug. Es geht vielmehr um
den Wettbewerb etwa mit München oder Prag, denn Wien will zum Drehkreuz
für Fernreisen werden (die Reisenden steigen in Schwechat nur um)
und vor allem den Transport von Waren mächtig ausbauen. Sogar für
den Fall, dass eine Kooperation mit Bratislava gelingt, müsste in
spätestens acht Jahren eine dritte Piste errichtet werden.
Für die Wiener Bevölkerung wäre das allerdings schlimm. Eine Verschlechterung
der Lebensqualität, auf die Wien zu Recht stolz ist, wäre unvermeidlich.
In Anbetracht dieser Prognosen stellt sich die Frage: Was tut die
Politik? Nun, sowohl Wien als auch Niederösterreich besitzen je
20% der Aktien. Beide Länder haben beschlossen, die Lebensqualität
der BürgerInnen zu opfern. Beide Landeshauptleute agieren ausschließlich
als Aktionäre. Auch die BezirksvorsteherInnen haben bislang wenig
getan, um die Interessen der Bevölkerung ihres Bezirks zu schützen.
Im Gegenteil: So hat etwa der Bezirksvorsteher des 13. Bezirks sogar
jenen 1. Teilvertrag unterschrieben, der die neue Flugroute mit
einschließt, auch wenn er nun darauf hinweis, getäuscht worden zu
sein. Ein Ausstieg aus diesem Vertrag, den ich als Vertreterin der
Wiener Grünen natürlich nicht unterzeichnet habe, wird nur sehr
schwer gelingen, denn immerhin haben 50 der 54 Mitglieder des Mediationsverfahrens
ihre Unterschrift unter den Vertrag gesetzt.
Wir Grünen sind der Meinung, dass der Flughafen Schwechat zu nah
an Wien pickt, um weiter ausgebaut zu werden. Die Zahl der Flüge
könnte ohne jede Einbuße für den Österreich-Tourismus oder die Wiener
Bevölkerung gedeckelt werden. Die Politik müsste und könnte dem
Flughafen sagen: "An diesem Standort ist ein Ausbau unmöglich, weil
die Lebensqualität der Bevölkerung und ihre Gesundheit wichtiger
sind".
Links:
Bürgerinitiative: http://www.stop-fluglaerm.at/
Mediationsverfahren: http://www.viemediation.at
Gemeinderätin Susanne Jerusalem ist Vertreterin der Wiener Grünen
im Flughafen-Mediationsverfahren.
E-Mail: susanne.jerusalem@gruene.at
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