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Umstrittenes Projekt "Neue Welt"

Der sogenannte "Hietzinger Spitz", wo die Lainzer Straße in die Hietzinger Hauptstraße einmündet, gehört zu den bedeutendsten und öffentlich sichtbarsten Plätzen des 13.Bezirks. Hier stehen einige spätbiedermeierliche Häuser, das berühmte Café Dommayer sowie zwei Bauwerke aus dem frühen 20.Jahrhundert, das "Hietzinger Bräu" und der "Galilei-Hof". Auch befand sich hier in früheren Zeiten der Eingang eines großen, von 1867 bis 1882 existierenden Vergnügungsetablissements mit dem Namen "Neue Welt". Eine 1894 an der selben Stelle errichtete Villa übernahm diesen Namen, rund 80 Jahre später wurde auf dem Standort eine Filiale der Länderbank errichtet. Das Gebäude stand zuletzt leer und war nicht gerade eine Zierde für Hietzing.

Ende 2003 wurde das Gebäude abgerissen, und ein vom nunmehrigen Eigentümer, der Raiffeisen Immobilien Leasing, geplantes Bürohaus soll wieder den Namen "Neue Welt" tragen. Über diesen verbalen Bezug hinaus wird jedoch wenig auf die Bedeutung des Platzes Rücksicht genommen: Nahezu der gesamte Bauplatz Lainzer Straße 2/Hietzinger Hauptstraße 21 soll bebaut werden, die tatsächliche Höhe des Gebäudes wird 17 bis 18 Meter betragen (Bauklasse III). Über die Gestaltung der Fassade gibt es je nach Geschmack geteilte Meinungen.

Problematisch ist jedenfalls, dass eine zweigeschossige Tiefgarage mit 23 Stellplätzen errichtet wird, von denen drei so dimensioniert sind, dass insgesamt 26 Autos in der Garage Platz haben - und das in fast unmittelbarer Nähe der zukünftigen Volksgarage Auhofstraße mit 183 Stellplätzen. Die Ein- und Ausfahrt der Tiefgarage wird genau über die Haltestelle der Straßenbahnlinie 58 verlaufen, Behinderungen des öffentlichen Verkehrs sind also vorprogrammiert.

Obwohl der "Hietzinger Spitz" zu den wichtigsten Punkten des Bezirks gehört, gab es keinen ArchitektInnenwettbewerb, sondern lediglich eine "interne Ideenfindung" des Betreibers. Dass die Oppositionsparteien im Bezirk nicht informiert wurden, verwundert kaum. Zwar wurde ein grüner Antrag, eine BürgerInnenversammlung abzuhalten, von der Bezirksvertretung am 17.Februar 2004 einstimmig angenommen, doch wäre auf Grund der bestehenden Widmung und der praktisch fertigen Pläne nur noch eine Ablehnung einer Ausnahme gemäß § 69 Wiener Bauordnung durch den Bauausschuss möglich gewesen. Doch selbst diese, im konkreten Fall eine Überschreitung der zulässigen Gebäudehöhe in einem Teilbereich um 1,5 Meter, wurde in der Sitzung des Bauausschusses am 19. April 2004 von ÖVP und SPÖ (gegen die Stimmen von GRÜNEN und FPÖ) beschlossen.

Deshalb brachte auch die BürgerInnenversammlung am 26.März 2004 im Amtshaus nicht viel Neues: Ein (zunächst) ausschließlich von Männern besetztes Podium versuchte die Vorzüge des Projekts darzulegen und Bedenken mit bunten Bildern zu zerstreuen. Der Vorschlag, zumindest auf einen Teil der Tiefgaragenplätze zu verzichten und so angesichts der guten öffentlichen Verkehrserschließung des Standorts (Straßenbahnlinien 58 und 60, U-Bahn-Nähe) weniger Autoverkehr zu provozieren, wurde ebenso abgelehnt wie die Idee, einen Teil der nötigen Dauerparkplätze in der benachbarten Volksgarage, mit der die Bevölkerung demnächst zwangsbeglückt wird, anzumieten.


Bauplatz am Hietzinger Spitz, davor Straßenbahnstation.



So soll das Gebäude laut Betreibern aussehen



So sah das ehemalige Länderbank-Gebäude am "Hietzinger Spitz" aus: Wenig attraktiv, aber wesentlich niedriger als das geplante Neubau-Projekt.

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