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Villa Primavesi: NEIN zur Garten-Umwidmung!

1913-15 errichtete der bekannte Architekt Josef Hoffmann in der Gloriettegasse eine Villa für den Industriellen Robert Primavesi und dessen Lebensgefährtin Josefine Skywa. Nach einer wechselvollen Geschichte gehört die Liegenschaft, die zuletzt als ÖGB-Schulungszentrum Verwendung fand, nunmehr der BAWAG-PSK Leasing. Das Gebäude der Villa steht leer und ist sanierungsbedürftig. Seit einigen Monaten gibt es eine Diskussion über die mögliche Nutzung und über den Wunsch des Grundeigentümers, den westlichen Teil des Gartens, der derzeit als Parkschutzgebiet gewidmet ist, in Bauland umzuwidmen.

Laut einem Gutachten der für Stadtbildfragen zuständigen Magistratsabteilung 19 ist jedoch neben der hochrangigen künstlerischen, historischen und kulturellen Bedeutung der Villa und der Nebengebäude auch der Garten, insbesondere auch der für eine Bebauung zur Diskussion stehende westliche Gartenteil als Reminiszenz an die einstigen Landschaftsgärten in seiner heutigen Form unbedingt erhaltenswert. Der Garten ist ferner auch stadträumlich und im Hinblick auf das Villengebäude selbst von hoher Bedeutung. Schon 1914, als die Umfriedung errichtet wurde, befand sich das gesamte heutige Gartenareal im Besitz der damaligen Bauherrin.

Die Bezirksvertretung wünscht sich einhellig eine Nutzung der Villa Primavesi, die deren öffentliche Zugänglichkeit sicher stellt. Ob dies nun ein Museum oder etwas Anderes ist, ist sekundär. Immerhin sind schon mehrere Millionen Schilling an Steuergeld in die Erhaltung des Gebäudes geflossen. Wir Hietzinger Grünen haben vorgeschlagen, das Gebäude in einen Architekturpfad zu integrieren und einen Routenvorschlag erstellt, den wir InteressentInnen gerne zuschicken (Tel. 4000/81832). Eine Umwidmung des Gartens lehnen wir ab.

Im Wiener Gemeinderat wurde am 3.März 2004 von den Grünen der Antrag gestellt, einen Kauf der Liegenschaft durch die Stadt Wien in die Wege zu leiten. Der Antrag wurde zwei Ausschüssen zugewiesen: Im Kulturausschuss wurde er am 30. März von der SPÖ gegen die Stimmen von GRÜNEN, FPÖ und ÖVP abgelehnt, obwohl Gemeinderätin Cécile Cordon gute Argumente vorbrachte. Eine der Begründungen der zuständigen Beamten war, dass ein Jugendstilmuseum in der Gloriettegasse zu wenig zentral gelegen sei. Doch dies klingt nicht sehr überzeugend, zumal das nur wenige Hundert Meter entfernte Schönbrunn die meist besuchte Sehenswürdigkeit Österreichs ist. Auch im Wohnbauausschuss wurde der Antrag am 3. Mai 2004 mehrheitlich abgelehnt. Im Bericht von Stadtrat Faymann hieß es, dass derzeit keine Nutzungsabsichten städtischer Dienststellen vorlägen und ein Ankauf durch die MA 69 nicht in Betracht gezogen werde. Grün-Gemeinderat David Ellensohn wies darauf hin, dass das Geld offensichtlich da sei, da der Gemeinderat erst am 28.April mit den Stimmen von SPÖ und ÖVP eine Förderung von fast 4 Millionen Euro für die umstrittene Volksgarage in der Auhofstraße 8 beschlossen hat (dies ist in Etwa die Summe, die die Liegenschaft in der Gloriettegasse kosten dürfte!) und am selben Tag, ebenfalls von Rot und Schwarz, mehr als 2,5 Millionen Euro Subvention für die alljährlichen Parteiveranstaltungen Donauinselfest (SPÖ, 1,71 Mio. €) und Stadtfest (ÖVP, 806.000 €) aus Steuergeldern beschlossen wurden.

Bei der Hietzinger Bezirksvertretungssitzung am 17.Februar haben wir beantragt, eine BürgerInnenversammlung abzuhalten, bei der die Bevölkerung über die Pläne, die für die Villa Primavesi und ihren Garten existieren, informiert werden soll. Dieser Antrag wurde einstimmig angenommen, und es bleibt zu hoffen, dass Bezirksvorsteher Gerstbach zeitgerecht und breit zu dieser Versammlung einlädt. Bisher scheint der Bezirksvorsteher allerdings eher auf Verzögerung zu setzen, wie eine Aussage in der Bezirksvertretung am 21.April vermuten lässt: Es bestehe "keine akute Gefahr", und es müsse erst ein gemeinsamer Termin mit dem Betreiber gefunden werden.

Die Bedeutung des Objekts, das in der Pufferzone des UNESCO-Weltkulturerbes liegt, rechtfertigt jedenfalls eine öffentliche Diskussion - und zwar VOR einer Entscheidung über etwaige Umwidmungen!

G.J., Fotos: L.Roth

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Der im Falle einer Umwidmung von Verbauung bedrohte westliche Teil des Gartens




Einer der wenigen relativ gut erhaltenen Innenräume der Villa



 


Eingangsbereich der Villa Primavesi

 

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