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BürgerInnenversammlung zur Villa Primavesi:
Nein zur Verbauung des Primavesi-Gartens!

Am 23. September 2004 fand endlich die schon am 17. Februar von den Grünen beantragte BürgerInnenversammlung zur Zukunft der (1913-15 von Josef Hoffmann in der Gloriettegasse errichteten) Villa Primavesi statt. Etwa 150 bis 200 interessierte Menschen waren in den Festsaal des Hietzinger Amtshauses gekommen.

Von Betreiberseite (Grundbesitzer ist die BAWAG-PSK Immobilien AG) war das zu hören, was auch schon den Medien zu entnehmen war: Die Klavierbaufirma Bösendorfer möchte ihren Sitz vom 4. Bezirk in die Villa Primavesi verlegen und dort u.a. ihre historischen Flügel ausstellen. Eine Sanierung des Hoffmann-Juwels sei jedoch nur rentabel, wenn auf 400 m² Fläche im westlichen Teil des Gartens ein eckförmiges Gebäude errichtet wird, mit Tiefgarage (über 40 Plätze), Konzertsaal und Büros.

Dazu müsste jedoch dieser Teil des Gartens, der derzeit Parkschutzgebiet ("Spk") ist, umgewidmet werden. In einem Gutachten der MA 19 vom 9. Juni 2003 wird allerdings empfohlen, die "Spk"-Widmung unverändert beizubehalten.
Einige der Argumente, die angeführt werden:
Kurz nach dem Kauf, 1914, wurde auf dem Grundstück ein Haus abgebrochen und die Löschung im Grundbuch vermerkt, seither ist das Grundstück Garten. Der westliche Teil des Gartens war als Landschaftsgarten konzipiert und war Teil des Gesamtkunstwerkes.
Der Garten lenkte ganz bewusst den Blick von der Gloriettegasse auf die Villa, wodurch diese besser zur Geltung kam.
Ein Neubau auf dem westlichen Teil des Gartens würde die Villa Primavesi und das Nachbargebäude Gloriettegasse 20 "optisch erdrücken".
Das gesamte Grundstück der Villa Primavesi ist Teil der UNESCO-Weltkulturerbe-Pufferzone.
So gesehen ist auch die Behauptung der Besitzer, der westliche Teil des Gartens sei "historisch wertlos", nicht haltbar.

Auch eine Stellungnahme der renommierten Gartenarchitektin DI Maria Auböck macht dies deutlich:
"Der Architekt beachtete bei der Planung den damals vorhandenen Baumbestand bei der Konzeption des Grundrisses und nutzte geschickt das abfallende Terrain, um den Garten in diese natürliche Senke von drei Metern zwischen Gloriettegasse und Trauttmansdorffgasse einzufügen und das Kellergeschoß vom Garten aus zugänglich zu machen. (...) Frau Dr. Nezval / Altstadterhaltung MA 19 hat im Grundbuch einen ‚Aufnahms- und Theilungsplan' entdeckt, der Josefine Skywa bereits im Jahre 1913 als Eigentümerin der gesamten Gartenfläche ausweist und den westlichen Gartenteil als landschaftlich gestalteten Bereich zeigt. Sie hatte damals mehrere Grundstücke erworben und dort befindliche Gebäude abbrechen lassen. Das macht nun plausibel, dass Josef Hoffmann 1914 die Baubewilligung zur Errichtung des Einfriedungszaunes für das gesamte heute noch bestehende Grundstück erhält. Die Blickbeziehungen auf die Villenarchitektur und die zu deren adäquater Wahrnehmung notwendige räumliche Distanz entsteht ganz wesentlich aus den einzelnen Gartenteilen, die mit wertvollen Gehölzen bepflanzt wurden. Eine Fotoserie von 1915 belegt den ursprünglichen Zustand."

Wir Grünen schließen uns diesen Argumenten an, zumal es scheint, dass die Betreiber den Zubau vor allem als Gewinn bringende Verwertung sehen. Zwar soll mit den Einnahmen auch die Villa selbst saniert werden, doch hätte die BAWAG-PSK, wenn sie es mit ihren Beteuerungen ernst meint, z.B. schon längst den Denkmalschutz für den nördlichen Teil des Gartens, den sie zu erhalten vorgibt, beantragen können! Zuerst auf den "Persilschein Umwidmung" zu warten löst Misstrauen aus.

Leider gab es auch keine positive Reaktion des Vertreters der Firma Bösendorfer auf die Alternativvorschläge aus der Bevölkerung ein, den Konzertsaal entweder unter der ehemaligen Orangerie zu situieren oder aber einen Saal in der Nachbarschaft (z.B. im Bereich Schönbrunn) für Konzerte anzumieten.

Bei den AnrainerInnen, die bei der BürgerInnenversammlung am 23. September anwesend waren, herrschte denn auch mehrheitlich Skepsis. Und schon seit Herbst 2003 (lange, bevor sich der Hietzinger FPÖ-Klubobmann auf das Thema medial "draufsetzte"!), gab es schon eine überparteiliche Bürgerinitiative, die rund 300 Unterschriften für die Erhaltung der Villa Primavesi und ihres Gartens sammelte und diese am 12. Februar 2004 im Büro von Planungsstadtrat Schicker abgab.

Ein grüner Antrag im Gemeinderat, die Stadt Wien möge die Liegenschaft der Villa Primavesi ankaufen, um dort ein Museum (z.B. über Jugendstil oder "Wiener Werkstätte") einzurichten, wurde leider im Kulturausschuss von der SPÖ und im Wohnbauausschuss von SPÖ und FPÖ abgelehnt.

Da sich die SPÖ eine Verbauung des Gartens gut vorstellen kann, hängt in der Bezirksvertretung eine mehrheitliche Stellungnahme gegen die Umwidmung davon ab, ob die ÖVP, die derzeit einen Zickzack-Kurs verfolgt, "umfällt" oder nicht.

Wir Grünen bleiben bei unserer Position: JA zu einer kulturellen Nutzung der Villa (in welcher Form auch immer), aber NEIN zur Umwidmung des Gartens!

Gerhard Jordan


Materialien:

Früherer Beitrag: NEIN zur Garten-Umwidmung!

Anfrage zur Villa und deren Garten
(3. Dezember 2003, S-1578/03)

Gutachten der MA 19
(9. Juni 2003)

Antrag zur Einbeziehung in einen "Hietzinger Architekturpfad
(24. September 2003, S-1081/03)

Antrag im Gemeinderat
(3. März 2004)

Antrag zur BürgerInnenversammlung
(17. Februar 2004 S-172/04)

VillaPrimavesi Rueckseite


Weiter Diskussion um die Nutzung der Villa Primavesi (Foto: Roth)

 

Villa PrimavesiGarten Westteil Unten


Dieser Teil des Primavesi-Gartens soll, wenn es nach den derzeitigen Besitzern geht, verbaut werden.

 


Modell der BAWAG-PSK: Links der umstrittene Zubau, rechts die Villa Primavesi.

 


Kontroverse Primavesi-Diskussion im Festsaal des Amtshauses.

 

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