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von Susanne Jerusalem
Soziale Gerechtigkeit und das Thema Bildung sind meine beiden politischen Leidenschaften.
Über nichts kann ich mich mehr ärgern als über Ungerechtigkeit und Dummheit.
Zum Beispiel wenn Denken verweigert und durch Ideologie ersetzt wird - in der
Schulpolitik eine Vorgangsweise, an die sich in Österreich schon zu Viele gewöhnt
haben. Wer es aber selbstverständlich findet über die Dinge selbst nachzudenken
und den Dingen auf den Grund zu gehen, wird sich daran nie gewöhnen. So gibt
es etwa die eine Unterrichtsmethode, die allen anderen Methoden überlegen ist,
gar nicht. Untersuchungen haben vielmehr ergeben, dass es erfolgreiche LehrerInnen
gibt, die durchaus mit verschiedenen Methoden zum Ziel kommen. Einige sind mit
viel Humor zu Werk gegangen, andere haben mit ihrer Begeisterung ansteckend
gewirkt und wieder andere hatten eine spezielle Begabung, auf Bedürfnisse der
SchülerInnen einzugehen. Meine politische Tätigkeit wird sich in den nächsten
Jahren ganz auf den Schulbereich konzentrieren. Leere Kassen und leere Versprechen
behindern zwar die dringend notwendigen Reformen und ideologisches Hickhack
scheint ständig wichtiger zu sein als wissenschaftliche Erkenntnisse und Erfolge
von Modellschulen, aber aufgeben kommt für mich nicht in Frage. Der Kampf um
eine gute Schule macht Sinn.
Die Rolle der SchülerInnen in dieser Diskussion muss dringend überdacht werden.
Bisher wurden sie von Seiten der Behörden und Autoritäten in erster Linie als
Objekte betrachtet, über die entschieden wird. Die Grünen wollen, dass SchülerInnen
in Zukunft viel mehr mitreden und mitgestalten können. Daher gehört die zweite
Hälfte dieses Beitrags den Forderungen einiger SchülerInnen:
Alles wär viel leichter, wenn die LehrerInnen persönlicher wären, einfach
lockerer. Wenn man Freude hat, ist man dabei. Das größte Ziel ist, dass man
gerne in die Schu- le geht. Ein großes Ziel ist, dass es den SchülerInnen und
auch den LehrerInnen Spaß macht. Das größte Ziel wäre, alle gehen hin, weil
es ihnen Spaß macht.
Die Hierarchie stört, es sollte nicht immer "huch der Lehrer" heißen,
LehrerInnen und SchülerInnen sollten mehr miteinander tun. Es ist ein großer
Unterschied, ob wir per Sie oder per Du mit der Lehrerin/dem Lehrer sind.
Wir haben eine Stunde Geschichteunter- richt, da wird eine Stunde lang diktiert.
Die Lehrerin/der Lehrer kommt rein, nur die Hälfte steht auf und sie/er kriegt
gleich einen Zuckaus, das ist lächerlich.
Wir fragen oft: "wozu brauch ich das?", niemand gibt eine Antwort.
Nicht jede/r Lehrer/in darf nur sein/ihr Fach für das Wichtigste halten, sie
sollen fächerübergreifend arbeiten.
Wir wollen neue Unterrichtsmethoden und mehr Freiarbeit.
Es sollte mehr praktisch sein, mehr selber machen, nicht der Lehrerin/dem Lehrer
50 Minuten lang zuhören müssen.
Wir wollen mehr Freiheit beim Lehrplan, der Stoff ist zu dicht.
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Susanne JERUSALEM, geboren 1950, war Alternativschullehrerin und ist seit 1991 Wiener Gemeinderätin sowie Fraktionsvorsitzende der Grünen im Wiener Stadtschulratskollegium. Sie ist nicht nur in Bildungs- und Sozialfragen, sondern auch gegen den Fluglärm und den Bau der 3. Piste des Flughafens Schwechat engagiert. Bei der Gemeinderatswahl 2005 trat sie im Wahlkreis Hietzing als Spitzenkandidatin der Grünen an und zog über die Wiener Liste in den Gemeinderat ein. |
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