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Analyse der Hietzinger Bezirksvertretungswahl

Das Ergebnis der Bezirksvertretungswahl vom 23. Oktober 2005

Wahlberechtigte: 43.101 (BV 2001: 42.167)
Wahlbeteiligung: 64,6% (BV 2001: 69,8%)
Gültige Stimmen: 27.082 (BV 2001: 28.694)

ÖVP
10.698 Stimmen (10.516)
39,50% (36,65%)
17 M. (16)
SPÖ
9.039 Stimmen ( 9.081)
33,38% (31,65%)
14 M. (14)
GRÜNE
4.330 Stimmen ( 3.492)
15,99% (12,17%)
6 M. ( 5)
FPÖ
2.377 Stimmen ( 4.341)
8,78% (15,13%)
3 M. ( 6)
KPÖ
290 Stimmen ( 203)
1,07% ( 0,71%)
0 M. ( 0)
BZÖ
209 Stimmen ( n. k. )
0,77% ( n. k. )
0 M. ( - )
LIF
139 Stimmen ( 1.061)
0,51% ( 3,70%)
0 M. ( 1)

Für die Hietzinger GRÜNEN ist das Ergebnis der Bezirksvertretungswahl 2005 durchaus erfreulich: Mit einem Ergebnis von 15,99% gelang gegenüber der BV-Wahl vom 25. März 2001 eine Steigerung von 3,82 Prozentpunkten - also deutlich höher als die der anderen Parteien. Auch nach absoluten Stimmen war der Zuwachs mit +838 weit größer als der der ÖVP, die mit lediglich 182 Stimmen mehr ebenfalls ein Mandat gewann, allerdings nur ganz knapp. Hätte die ÖVP nur ein paar Stimmen weniger gehabt, wäre sich sogar ein siebentes GRÜN-Mandat ausgegangen! Die Bezirksvertretung war auf Grund des Rückgangs der EinwohnerInnenzahl bei der letzten Volkszählung von 42 Mandaten auf 40 verkleinert worden.


Ergebnisse der BV-Wahl 2005 in den Hietzinger Bezirksteilen

Bezirksteil
ÖVP
SPÖ
GRÜNE
FPÖ
KPÖ
BZÖ
LIF
Unter-St.Veit
45,44%
24,65%
20,19%
6,94%
1,30%
0,88%
0,59%
Hacking
43,63%
29,40%
17,02%
7,81%
0,88%
0,96%
0,29%
Alt-Hietzing
44,35%
28,46%
16,57%
8,43%
0,78%
0,81%
0,59%
Ober-St.Veit
43,12%
29,16%
16,55%
8,89%
1,11%
0,72%
0,44%
SAT/Fried.St.
42,82%
30,03%
16,22%
9,06%
0,78%
0,41%
0,68%
Lainz (ohne GZW)
33,44%
40,01%
13,99%
9,48%
1,44%
1,03%
0,62%
Speising
33,46%
40,47%
13,58%
10,29%
0,96%
0,79%
0,44%
GZW + KHH
15,09%
71,30%
4,54%
6,94%
0,93%
0,93%
0,27%
 
Bezirk gesamt
39,50%
33,38%
15,99%
8,78%
1,07%
0,77%
0,51%

SAT/Fried.st. = Siedlung Auhofer Trennstück und Friedensstadt (Siedlungen östlich des Lainzer Tors)
GZW = Geriatriezentrum am Wienerwald (ehemaliges Pflegeheim Lainz)
KHH = Krankenhaus Hietzing (ehem. Krankenhaus Lainz und Neurologisches Zentrum Rosenhügel)



Das Abschneiden der GRÜNEN

 
 
Hoher GRÜN-Anteil um die "Klimt-Villa": Feldmühlgasse (Foto vor dem Abriss des Harta-Hauses)  

Die Ergebnisse in den Bezirksteilen zeigen, dass die GRÜNEN vor allem in den ÖVP-dominierten Gebieten im Norden und Westen des Bezirks stark sind. In Unter St. Veit wurde sogar die 20%-Schallmauer durchbrochen. Hier, sowie in der vom Fluglärm geplagten SAT-Siedlung und auch in Ober St. Veit, dem mit fast 12.000 Wahlberechtigten bevölkerungsstärksten Bezirksteil, konnten überdurchschnittliche Zuwächse erzielt werden. Bei den in Hietzing wohnenden EU-BürgerInnen lagen die GRÜNEN mit 36,47% nur knapp hinter der ÖVP. Zweitstärkste Kraft wurden die GRÜNEN auch in einigen Wahlsprengeln im Cottage-Bereich von Alt-Hietzing, Unter St. Veit und Lainz sowie rund um den Ortskern von Ober St. Veit. Die stärksten Sprengel lagen im Bereich Bergenstammgasse/westliche Amalienstraße bis Franz-Boos-Gasse (25,72%) sowie rund um die Feldmühlgasse, wo die sog. "Klimt-Villa" liegt (24,18% und 23,21%). Die Gewinne im Vergleich zu 2001 waren dort am höchsten, wo es in den letzten Jahren konkrete Grün-Aktivitäten gegeben hatte. Geringere Zugewinne bzw. leichte Verluste gab es zumeist in Wahlsprengeln mit Pensionistenheimen oder Gemeindebauten (z.B. Siedlung Hermeswiese).

Im grün-internen Vergleich kann sich das Ergebnis der Hietzinger Bezirksgruppe ebenfalls sehen lassen: Der Zuwachs von 838 Stimmen ist der vierthöchste aller Bezirke und übertrifft beispielsweise sogar den der Donaustadt, wo es fast drei Mal so viele Wahlberechtigte gibt und das einen Zuzug von über 10.000 Wahlberechtigten seit der BV-Wahl 2001 zu verzeichnen hatte! Auch die GRÜNEN des von der politischen Ausgangslage und der Sozialstruktur vergleichbaren Döbling (von 12,63% auf 14,05%) konnten diesmal klar überholt werden. Und erstmals seit 1987 haben die GRÜNEN in Hietzing auf Bezirksvertretungsebene ein (um 0,43 Prozentpunkte) besseres Ergebnis erzielt als auf Gemeinderatsebene (15,56%)! Auch der Wiener Durchschnitt der grünen Bezirks-Ergebnisse (15,73%) wurde in Hietzing - zum ersten Mal überhaupt - übertroffen.

Dies ist sicherlich ein Erfolg des engagierten und vielseitigen Teams, das diesmal angetreten ist. Leider hat es für das 7. und 8. Mandat (Dr. Lore Brandl-Berger und Dr. Georg Becker) nicht gereicht. In der Bezirksvertretung werden künftig Mag. Gerhard Jordan, Andrea Diawara, Bettina Klaninger, Walter Frank, Ingrid Risha und Mag. Roland Vogtenhuber vertreten sein.
Erfreulicherweise sind alle drei Kandidatinnen, die an der Spitze der Hietzinger Grundmandatsliste für den Gemeinderat standen, über die Wiener Liste ins Rathaus eingezogen: Susanne Jerusalem, Dr. Sigrid Pilz und DI Sabine Gretner werden dort in Zukunft Hietzinger Anliegen - egal ob es um Bildung, Fluglärm, Gesundheit oder Planungsfragen geht - kompetent vertreten.

Veränderungen der GRÜNE-Anteile in den Bezirksteilen
gegenüber der Bezirksvertretungswahl 2001


Unter St. Veit
20,19%
+ 5,33%
Hacking
17,02%
+ 2,53%
Alt-Hietzing inkl. Schönbrunn
16,57%
+ 3,36%
Ober St. Veit
16,55%
+ 3,86%
SAT/Friedensstadt
16,22%
+ 5,58%
Lainz (ohne GZW)
13,99%
+ 2,94%
Speising inkl. Rosenberg
13,58%
+ 2,15%
GZW + Krankenhaus Hietzing
4,54%
+ 2,09%
Bezirk gesamt
15,99%
+ 3,82%


Zum Abschneiden der anderen Parteien

 
Tiefschwarz: Elisabethheim
 



Die ÖVP konnte mit einem Zuwachs von 2,85 Prozentpunkten ein Mandat dazu gewinnen, ihre Hochburgen sind Unter St. Veit und Alt-Hietzing. Gewonnen hat sie in allen Bezirksteilen, in den bürgerlichen stärker. Offensichtlich hat die Befürchtung, dass die SPÖ stimmenstärkste Partei werden und damit den Bezirksvorsteher stellen könnte, bürgerliche WählerInnen mobilisiert. Die besten ÖVP-Sprengel sind die kirchlichen Heime in Ober St. Veit (Franziskusheim, St.Josefs-Heim, Elisabethheim) mit fast 84% der Stimmen sowie die Villengegenden um die nördliche Wattmanngasse und die Wenzgasse (knapp 63 bzw. knapp 62%). Das Bezirks-Ergebnis der ÖVP ist übrigens um 4,77 Prozentpunkte besser als ihr Hietzinger Ergebnis auf Gemeinderatsebene.

 

 
Rote Bastion: Erich-Deschermaier-Hof
 



Die SPÖ konnte zwar auf Gemeinderatsebene in Hietzing mit 36,58% die ÖVP neuerlich distanzieren, schaffte aber auf Bezirksvertretungsebene trotz Zugewinnen von 1,73 Prozentpunkten die Wende nicht. In den beiden "roten" Bezirksteilen Speising und Lainz gab es mit jeweils rund 3 Prozentpunkten die höchsten Zuwächse und Ergebnisse über der 40%-Marke. Im Geriatriezentrum am Wienerwald liegt mit weit über 70% der Stimmen nach wie vor die SP-Hochburg. Doch auch die Gemeindebauten am Rosenberg (Erich-Deschermaier-Hof und Schluckergasse 1-13) mit 66,17% sowie die Straßenbahner- und Gemeindebauten an der Hetzendorfer Straße in Speising mit 60,51% sind SPÖ-Bastionen.

 

 
Blaue Hochburg: Gemeindebau Hetzendorfer Straße 165-187  



Die FPÖ verlor erwartungsgemäß die Hälfte ihrer bisher 6 Mandate und kam auf 8,78%, das sind 2,22 Prozentpunkte weniger als auf Gemeinderatsebene. Die Verluste waren generell in "roten" Gebieten geringer als in bürgerlichen, ihre Spitzenergebnisse verzeichnete die FPÖ in den Bezirksteilen Speising (10,3%) und Lainz (9,5%). Auf Sprengelebene gab es den höchsten Anteil an "blauen" WählerInnen in den Gemeindebauten an der Hetzendorfer Straße (siehe SPÖ) mit 17,20% und im Bereich Montecuccoliplatz/Rudolfine-Muhr-Hof mit 16,14%. Auch die Ergebnisse in der größten Hietzinger Gemeindewohnanlage, der "Siedlung Lockerwiese", sind mit bis zu 15% überraschend stark. Die aggressiven Strache-Sager dürften hier (wie auch in den ArbeiterInnenbezirken) "gezogen" haben.

 

 
Bestes KPÖ-Ergebnis: Gemeindebau Lockerwiese  



Die drei Kleinparteien erreichten keine Mandate in der Bezirksvertretung. Die KPÖ verzeichnete ihr bestes Sprengelergebnis im westlichen Teil der "Siedlung Lockerwiese" (3,13%), das orange BZÖ im Pensionistenheim Rosenberg (2,18%) und das LIF, dessen langjähriger Bezirksrat Thomas Wieshofer nicht mehr angetreten war, im Lainzer Cottage (1,70%). Die KPÖ konnte immerhin als einzige Partei neben GRÜNEN und ÖVP absolut Stimmen gewinnen (+87).

 


Keine rechte Stimmenmehrheit mehr in Hietzing

Das Ergebnis vom 23. Oktober 2005 ist als historisch zu bezeichnen, da zum ersten Mal in der 2. Republik ÖVP und Freiheitliche bei Hietzinger Bezirksvertretungswahlen mitsammen weniger als 50% der Stimmen erhalten haben. Die Kräfte links der ÖVP (SPÖ, GRÜNE und KPÖ) haben erstmals mit 50,44% eine absolute Stimmenmehrheit erreicht. Dies war selbst unter SPÖ-Bezirksvorstehern nie der Fall gewesen und kommt bloß auf Grund der Wahlarithmetik (da die ÖVP ihr 17. Mandat ganz knapp erreicht hat) nicht deutlicher zum Ausdruck: Rot-Grün und Schwarz-Blau haben nun in der Bezirksvertretung jeweils 20 Mandate. Für spannende Debatten ist also in den nächsten fünf Jahren gesorgt...

siehe auch: Details der Bezirksvertretungswahl 2001


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