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"Goldener Nepomuk" sorgt für Verwirrung

 

Weihbischof Krätzl bei der Einweihung

 

Am 21. September 2005 wurde der Platz vor dem Kardinal-König-Haus in der Lainzer Straße 138 feierlich nach Kardinal Dr. Franz König (1905-2004), dem langjährigen Erzbischof von Wien und Mit-Gestalter des Zweiten Vatikanischen Konzils, benannt. Diese Benennung wurde als All-Parteien-Antrag in die Hietzinger Bezirksvertretung eingebracht und dort am 15. Juni 2005 mit einer einzigen (FPÖ-)Gegenstimme beschlossen. So einhellig diese Benennung auf Zustimmung stieß, so kontroversiell waren die Ansichten über eine Statue, die ebenfalls 2005 auf dem Kardinal-König-Platz aufgestellt wurde:

Eine goldfarbene Gusseisen-Statue des heiligen Johannes von Nepomuk (um 1350-1393, Generalvikar des Erzbischofs von Prag, auf Befehl des böhmischen Königs Wenzel IV. hingerichtet) steht so dominant an der Ecke Jagdschlossgasse/Lainzer Straße, dass TouristInnen mitunter glauben, sie hätten Kardinal König vor sich. Doch das Bild von Nepomuk entspricht so ganz und gar nicht dem, wofür Kardinal König stand: hier der Barock-Heilige, der 1729 wohl auch mit dem propagandistischen Hintergedanken heilig gesprochen wurde, dem immer noch in Böhmen verehrten Jan Hus ein katholisches Gegenbild zu geben - da der engagierte Wegbereiter eines ökumenischen Dialogs, nicht nur mit den Protestanten, sondern weit über die christlichen Konfessionen hinaus; hier ein golden-verkitschtes Standbild - da ein Repräsentant einer modernen Kirche, wie sie auch durch die am Kardinal-König-Platz befindliche, 1966-68 von Josef Lackner errichtete Konzils-Gedächtniskirche zum Ausdruck kommt. Das Argument, Kardinal König sei ein "Brückenbauer" gewesen und Nepomuk sei der traditionelle "Brücken-Heilige", wirkt ein wenig gekünstelt. Auch (und vor allem) viele engagierte KatholikInnen empfinden den oben erwähnten Widerspruch.
   
 


Goldfarbener Kitsch neben der modernen Konzilsgedächtniskirche (links)

Diesen Widerspruch brachten die Hietzinger Grünen auf den Punkt: Georg Becker, kulturpolitisch engagierter Kandidat für die Bezirksvertretung, wies in einem am 21. September 2005 verteilten Flugblatt darauf hin, dass die Kulturkommission der Bezirksvertretung in die Entscheidung nicht eingebunden worden war. Und in einer Anfrage, eingebracht in der Bezirksvertretungssitzung am 28. September 2005, wollten die Grünen wissen, wer die Aufstellung der Statue veranlasst hatte und ob sich Bezirksvorsteher Gerstbach eine geringfügige Versetzung z.B. zu der barocken alten Lainzer Kirche vorstellen könnte. In seiner schriftlichen Antwort vom 3. November 2005 stellte der Bezirksvorsteher fest, dass die Statue auf Veranlassung der MA 7 und des Bundesdenkmalamtes mit einem goldfarbenen Korrosions-Schutzanstrich versehen wurde. Der Standort der Statue sei von Fachleuten festgelegt worden, aber wenn die MA 7 eine Versetzung wünsche, werde er keinen Einspruch erheben.


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