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Pflege - wie weiter?
   
 

Pflege-Diskussion im Don-Bosco-Haus, v.l.n.r.: Werner Vogt, Elisabeth Holzer (Grüne Penzing), Sigrid Pilz und Martin Berghold.



Mit diesem Thema befasste sich eine interessante Diskussion, zu der die Hietzinger und Penzinger Grünen am 17. Jänner 2006 ins Don-Bosco-Haus luden. Der Andrang war größer als erwartet, rund 80 Menschen füllten den Tagungsraum.
Grün-Gemeinderätin Sigrid Pilz, die im Sommer 2003 die Missstände im GZW (Geriatriezentrum Am Wienerwald) öffentlich aufgezeigt hatte, wies darauf hin, dass die SPÖ und Bürgermeister Häupl nicht auf ihren Kommentar im "Standard", sondern erst auf die Schlagzeile in der "Kronenzeitung" reagierten - und das, obwohl der Personalnotstand längst bekannt war. Erst die "Skandalisierung" führte dazu, dass ein Untersuchungsausschuss eingesetzt wurde, dass die Geriatriezulage für das Personal eingeführt wurde, dass von den 8-Bett-Zimmern abgegangen, ein Heimaufenthaltsgesetz beschlossen und ein Pflegeombudsmann eingesetzt wurde. Es müssten aber die Pflege zu Hause noch mehr ausgebaut und die dezentralen Möglichkeiten der PensionistInnenwohnhäuser für die Pflege nutzbar gemacht werden. Auch dürfe es zu keiner Ausgliederung oder Privatisierung kommen.

Martin Berghold, Personalvertreter im GZW, erzählte, wie die Stimmung unter dem Personal war, als Schlagzeilen wie "Mordkommission ermittelt in Lainz" oder "Pavillon des Grauens" erschienen. Ein Jahr zuvor war dort abgehendes Personal nicht ersetzt worden. In der damaligen Diskussion um die Pensionsreform sei unterschwellig immer wieder auf die finanziellen Lasten, die alte Menschen verursachen, hingewiesen worden, und mit den Beschäftigten des GZW wurde offenbar ein "Blitzableiter" für das eigene schlechte Gewissen gefunden.

Werner Vogt, seit Oktober 2003 Wiener Pflegeombudsmann, konstatierte, dass die Betreuung noch zu wenig über den "sauber und satt"-Zustand hinaus gehe, was aber nicht Schuld des Personals sei. In Lainz werden nach wie vor die Armen "abgeliefert", die 6-Bett-Zimmer sind nicht ihr Wunschziel, sondern eine Art Endstation, das "eigentliche Leben" ist so gut wie vorbei. Dem Personal müsse mehr Autonomie gegeben werden, weil dann die Fluktuation sinke und die Zufriedenheit steige. Er wünsche sich eine Personalvertretung, die vitaler und "aufmüpfiger" ist, auch gegenüber der eigenen Partei. Aber auch die PflegepatientInnen müssten mehr Rechte bekommen. Kleine Strukturen seinen für Pflegende und Gepflegte besser.

In der Publikumsdiskussion wurde ein breites Spektrum an Argumenten vorgebracht, wobei es auch zahlreiche Wortmeldungen gab, die ein positives Bild des GZW und der dort Arbeitenden zeichneten (siehe Kommentar).


BUCHTIPP: "Reise in die Welt der Altenpflege. Ein kritisches Tagebuch", Edition Steinbauer (Wien 2005), 240 Seiten, EUR 25,- (Link)


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