Befindet sich die Hietzinger ÖVP schon im Wahlkampf? |
Im Mai 2008 erschien in der Zeitung der Hietzinger ÖVP ein Artikel unter der
Überschrift: "Grüne Betonierer in der Preyergasse". - Dies von der Partei, die
in allen Sitzungen gerne von den anderen Fraktionen Fairness einfordert und
angeblich um ein gutes Klima bemüht ist und Sachpolitik über ideologische Grenzen
hinweg für den Bezirk betreiben will.
Das wollen und wollten wir auch, wir waren und sind bemüht für BewohnerInnen
des Bezirks konstruktive Vorschläge in die Bezirksvertretung einzubringen und
freuen uns, wenn diese Mehrheiten bekommen und dann auch umgesetzt werden. Dabei
möchten wir in erster Linie für Schwächere eintreten, d.h. für Kinder und Jugendliche,
ältere Menschen usw. Dafür sprechen unsere Anträge und die Dinge, die dann im
Bezirk auch verwirklicht wurden. Leider gelang es uns bisher nicht, die Bezirks-Mehrheit
davon zu überzeugen, dass etwa die Grünphasen für FußgängerInnen zu verlängern
sind, aber wir bleiben an diesem Thema dran.
Ein großer Wunsch unserer Fraktion war, rechtzeitig über die Nachnutzung der
ab 2010/12 frei werdenden Flächen im Bereich Preyergasse/Hofwiesengasse/Lainzer
Straße (derzeit Baustelle für den Lainzer Tunnel) in der Planungskommission
zu diskutieren und daraus unsere Wünsche an die Stadt Wien zu deponieren. Wir
haben dies im Oktober 2006 gemeinsam mit der SPÖ beantragt und hatten dazu mehrere
Sitzungen, auch mit zuständigen Planungs-Beamten. Diese wiesen darauf hin, dass
sich hier für den Bezirk eine Möglichkeit bietet, den Bereich Lainz/Speising
durch innovative Ideen aufzuwerten und beleben zu können.
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Preyergasse:
Wohnungen an diesem Standort sind verträglicher als am Rand von Erholungsgebieten. |
In unseren Vorschlägen befindet sich KEINE Anzahl etwaig zu errichtender Wohnungen,
sondern wir wollten erschwingliches Wohnen möglich machen, d.h. Errichtung unter
Verwendung von Wohnbauförderungs-Mittel. Seit etwa 10 Jahren wurden in Hietzing
nur noch frei finanzierte Eigentumswohnungen gebaut, die Preise sind exorbitant
hoch. Wir wollen schon seit langem, dass auch in Hietzing, wie in anderen Bezirken,
junge Menschen Wohnraum finden, der leistbar ist. Es geht um eine Durchmischung
der BewohnerInnen.
Unter anderem bietet sich im Gebiet Preyergasse an, dass neue Wohnformen ermöglicht
werden, wie z.B. betreutes Wohnen, etc. Weiters sollen ausreichend öffentliche
Grünflächen zur Verfügung stehen, Geschäfte in reduzierter Größe für die Nahversorgung,
ein Frauen- und Mädchengesundheitszentrum, ein Treffpunkt für Jugendliche, ein
Kindertagesheim etc. Die Bauten sollen barrierefrei und gendergerecht, sowie
nach maximalen ökologischen Standards errichtet werden. Dazu haben wir die Einbindung
der BürgerInnen gefordert und einen breit angelegten ArchitektInnen- und BauträgerInnen-Wettbewerb.
Die meisten unserer Wünsche wurden in das Endpapier aufgenommen. Alle drei Fraktionen
(die FPÖ hat alles abgelehnt und nur den Wunsch nach einem Park deponiert) einigten
sich auf die Vorgabe von bis zu 10,5 Metern Höhe, damit sollte das Auslangen
gefunden werden und es sollen bis zu 100 Wohnungen errichtet werden. Der Vorschlag
der SPÖ lautete tatsächlich so: Wir rechnen mit 100 bis 200 Wohneinheiten, die
hier Platz finden könnten. Also auch hier keine fixe Vorgabe. Die Diskussion
ging um die Gebäudehöhe und nicht über die Anzahl der Wohneinheiten, denn die
ergibt sich ja aus den Wohnflächen. Die Bau-Höhe muss dem vorhandenen Bahndamm
und den Oberleitungen angepasst werden, außerdem wird die Höhe eines Bauwerkes
durch die Flächenwidmung vorgegeben.
Wieso der Artikelverfasser uns nun als "Grüne Betonierer" beschuldigt, ist nicht
nachvollziehbar. Ebenso ist die Unterstellung, dass hier ein riesiger Gemeindebau
bzw. Wohnsilo entstehen soll falsch. Ich wohne in dem integrativen Wohnprojekt
"Sargfabrik" im 14. Bezirk. Wir haben auf Genossenschaftsbasis 80 Wohnungen
errichtet, einige Gemeinschafts- und Veranstaltungsräume, eine ÄrztInnen-Gemeinschaftspraxis,
ein kleines Schwimmbad, einen Dachgarten und grüne Innenhöfe. Unsere Anlage
wird in vielen Architekturbüchern erwähnt und wird häufig von internationalen
StudentInnen-Gruppen besucht. Das bedeutet, auch 100 Wohnungen sind noch lange
kein Wohnsilo oder ein riesiger Gemeindebau.
Was sollte also dieser Artikel? Ängste schüren und Vorurteile aufbauen? Wir
haben beantragt, dass alle AnrainerInnen und Geschäftsleute rechtzeitig einbezogen
werden und dass ein neues, attraktives Viertel entstehen soll, mit ausreichend
Grünflächen, begrüntem Dach, etc. etc.
Ganz andere, echte Bausünden bestehen allerdings in Hietzing, wo ganz nahe am
Wald- und Wiesengürtel, wie z.B. in der Ghelengasse vor der Lindwurmwiese, große
Komplexe errichtet wurden. Allerdings handelt es sich hier um Luxus-Eigentumswohnungen,
da wird das Wort "Betonierer" seitens der ÖVP wohl nicht fallen. Oder der Neubau
in der Preindlgasse, Ecke Hietzinger Hauptstraße - ebenfalls teure Wohnungen,
ebenfalls in einen ehemals schönen Garten hineingeklotzt - usw. usf. Einige
Beispiele zeigen wir auf den Seiten 4 und 5.
Wir haben oft genug bewiesen, dass wir gegen Maximalverbauung aus reinem Profitinteresse
und damit auch gegen Vernichtung von Grünraum und das Fällen von Bäumen aufgetreten
sind. Wir werden weiterhin für geförderten und umweltverträglichen Wohnbau dort
wo Bauland besteht, Infrastruktur und die Anbindung an den öffentlichen Verkehr
gegeben sind, eintreten - der dafür umso konsequentere Schutz von Grünland und
Erholungsgebieten ist dazu kein Widerspruch.
Ingrid Risha, Bezirksrätin
Seite geändert am 17 Juli, 2008 / Home / Kontakt: hietzing@gruene.at, Tel. 4000 / 81 832