Bezirksrätin Mag. Brigitte Roth (GRÜNE) stellt in der Sitzung der Bezirksvertretung Hietzing am 2. April 2003 folgende

ANFRAGE

1) Wurde die vom Wiener Gemeinderat am 26.Juni 2002 beschlossene Cross Border Leasing-Transaktion eines Teiles der Kanal- und Abwasserentsorgungsanlagen der Stadt Wien bereits abgeschlossen?

2) Wenn ja: Wer ist der US-Investor?

3) Handelt es sich bei den betreffenden Teilen des Kanalnetzes lediglich um Bereiche in Floridsdorf und in der Donaustadt oder auch in anderen Bezirken?

4) Ist auch geplant, das Kanalnetz des 13.Bezirks oder einen Teil davon mittels CBL zu verleasen?

5) Stimmt es, dass der US-Investor für die Laufzeit der CBL-Transaktion steuerlicher Eigentümer der von ihm gemieteten kommunalen Einrichtungen (die er steuerlich abschreibt) ist?

6) Sehen Sie, sehr geehrter Herr Bezirksvorsteher, neben den kurzfristigen, von den SteuerzahlerInnen der USA finanzierten Vorteilen auch mögliche Risiken der CBL-Transaktion für Wien, und wenn ja, welche?

BEGRÜNDUNG

In der Beantwortung meines Antrags auf baldigen Anschluss der oberen Gemeindeberggasse an das Kanalnetz vom 4.Dezember 2002 (Nr. S-11-186/02) schreibt Umweltstadträtin DI Isabella Kossina am 28.Jänner 2003, dass ein Kanalanschluss "aufgrund der bisherigen budgetären Situation im Jahr 2010 vorgesehen war". Weiter heißt es in der Beantwortung wörtlich: "Sollte sich die finanzielle Situation durch zusätzliche Mittelzuflüsse aus der Cross Border Leasing Transaktion günstiger gestalten, wird dieses Projekt durch die Magistratsabteilung 30 selbstverständlich vorgezogen. In diesem Fall ist der Kanalbau für 2004 vorgesehen."
Angesichts der Bedenklichkeit der Cross Border Leasing-Transaktionen (Vermietung kommunaler Einrichtungen an einen US-Investor und Rück-Miete von diesem zwecks Lukrierung von Steuervorteilen) sowohl im Hinblick auf "Steuerdumping" als auch im Hinblick auf Öffnung der europäischen Infrastruktur für US-Einfluss muss bezweifelt werden, ob es politisch vorausschauend ist, die Fertigstellung des Wiener Kanalnetzes vom Zustandekommen derartiger Geschäfte abhängig zu machen.


Schriftliche Antwort von Finanzstadtrat Dr. Sepp Rieder am 2.Juni 2003: Ein Abschluss der Transaktion wird für Juni 2003 erwartet. Der US-Investor ist die John Hancock Life Insurance Company. Es handelt sich um Kanalanlagen im 21. und 22. Bezirk, die Einbeziehung von Kanalanlagen rechts der Donau wird erst nach Abschluss der laufenden Transaktion geprüft. Nach österreichischem Recht verbleibt Wien (unbeschränkter) zivilrechtlicher Eigentümer. Nach US-Steuerrecht wird der Investor insoweit wirtschaftlicher Eigentümer als eine steuerliche Zurechnung (nach amerikanischem Recht) erfolgen kann. Die Risiken dieser Transaktion werden als verschwindend gering eingestuft.

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Seite geändert am 29 Juni, 2003