Die Bezirksräte Walter Frank und
Mag. Gerhard Jordan (GRÜNE) stellen in der Sitzung der Bezirksvertretung Hietzing
am 11. Oktober 2006 folgende
ANFRAGE
an den Herrn Bezirksvorsteher
betreffend die sog. "Hietzinger Bezirksakademie"
1. Wie hoch waren die Ausgaben, die bis zum 6. Oktober 2006 seitens des Bezirkes
für das Projekt "Hietzinger Bezirksakademie" (HBA) insgesamt ausgegeben wurden?
2. Wie hoch waren die Kosten für den Druck der ersten Einladung mit dem Überblicksprogramm?
3. Wie viele Arbeitsstunden von MitarbeiterInnen des Büros der Bezirksvorstehung
wurden in diesem Zeitraum aufgewendet?
4. Welcher Beschluss liegt diesen Aufwendungen zu Grunde?
5. Wenn es bisher keinen Beschluss gab: Gab es eine "Verwendungszugsage" von
BV-Stellvertreter Feistritzer?
6. Haben Sie ein politisches Naheverhältnis zum Betreiber des Projektes, Herrn
Heinzpeter Thiel? Wenn nein: Warum wird dieses Projekt von Ihnen derart forciert?
7. Weshalb erachten Sie das bestehende Angebot an ähnlichen Veranstaltungen
(z.B. von VHS, Bezirksmuseum, Kulturvereinen, Parteien, etc.) nicht für ausreichend?
8. Gab es vor der Gründung der Akademie eine Art Bedarfserhebung oder Gespräche
mit Institutionen, die ähnliche Veranstaltungen (ohne Unterstützung des Bezirks)
anbieten?
9. Gibt es ein monatliches Honorar oder sonstige Zahlungen für Herrn Heinzpeter
Thiel und wenn ja, wie hoch sind diese?
10. Auf welcher Rechtsgrundlage arbeitet die HBA, ist sie ein Verein?
11. Worin besteht der Hietzing-Bezug der HBA?
12. Wie viele TeilnehmerInnen waren bei den ersten beiden Veranstaltungen der
HBA, der Diskussion "Wohin geht die Medizin? " am 14. September 2006 im Kleinen
Festsaal des Amtshauses und bei der "Pilz-Safari" am 28. September 2006 in Kirchberg/Wechsel?
BEGRÜNDUNG
Am 8. August 2006 wurde ohne Vorankündigung im Finanzausschuss das Konzept einer
"Hietzinger Bezirksakademie" präsentiert und bald danach ohne entsprechende
Beschlussfassung unter Zuhilfenahme der Infrastruktur der Bezirksvorstehung
mit der Umsetzung begonnen. Ein Beschluss über die finanziellen Mittel soll
erst am 11. Oktober 2006 in der Bezirksvertretung erfolgen. Die einseitige Forcierung
dieses Projektes und seines Betreibers, Herrn Heinzpeter Thiel, durch Bezirksvorsteher
Gerstbach ist gleichzeitig eine Benachteiligung anderer Institutionen mit ähnlichen
Angeboten, die es zur Genüge gibt. Die Notwendigkeit der Finanzierung eines
solchen Projekts durch den Bezirk mit vielen Tausenden Euro im Jahr scheint
nicht gegeben, zumal auf der anderen Seite aktiv und ehrenamtlich arbeitende
Vereine (z.B. der "Verein Gedenkstätte Gustav Klimt") mit symbolischen Beträgen
abgespeist werden und für wesentlich wichtigere Vorhaben oder Angebote (z.B.
einer Erhebung über die Geschichte und Rolle von Frauen im 13. Bezirk) kein
Geld vorhanden ist.
Auszug aus dem Konzept "Hietzinger Bezirksakademie", vorgelegt und referiert
von Herrn Heinzpeter Thiel in der Sitzung des Finanzausschusses am 8. August
2006:
Institutionen, Vereine, Parteien, Heimverwaltungen, Religionsgemeinschaften
ua. hielten den Handlungsbedarf mit Schaffung von "Seniorenjausen" für erledigt.
(...) Da es die "alten" SeniorInnen kaum mehr gibt, sind auch die bisherigen
Ansprechsysteme überholt (Stichwort "Seniorenjause"). (...) Da der Bezirk die
komplette Logistik bereitstellt (Sekretariat, Räumlichkeiten, Aussendungen,
Verwaltung) muss lediglich eine Instanz für die Programmgestaltung geschaffen
werden. Daraus ergibt sich ein relativ einfaches Schema: Bezirksvorstehung:
Der Bezirksvorsteher ist Präsident der Akademie. (...) Der Bezirk übernimmt
die Basis der Sach- und Dienstleistungsaufwendungen (...). Die Leitung darf
Sponsorbeiträge aquirieren. (...) Für die Leitung ist ein monatliches Honorar
in der Höhe von € 330.-, sowie Ersatz der Spesen zu kalkulieren (KM-Geld, Hilfskräfte,
Werbung, etc.). Der Rahmen für diese Ausgaben (monatlich) ist mit € 170 anzusetzen.
Die Funktion der Akademie kann daher mit € 600.- Bezirksleistung (exkl. MWSt)
sichergestellt werden (ab 1.7.2006).
Am 21. August 2006 fand in der Sitzung der Kulturkommission eine weitere Präsentation
des Projektes durch Herrn Thiel statt. Im Protokoll heißt es dazu etwas vereinfachend:
Herr Thiel erklärt Inhalt und Ziele der Hietzing Akademie. (...) Die Bezirksräte
stellen einige interessante Fragen, wie z.B. über Finanzen, Themen, Zielgruppe,
Wirtschaftlichkeit, usw. Aber auch verschiedenste Einwände werden vorgebracht.
Herr Thiel beantwortet die Fragen und Einwände kurz und bündig. Die Fraktionen
sind sich einig, dass von jeder Partei ein Auserwählter im Beirat dieser Hietzing
Akademie sitzen, und bei den verschiedensten Themen mitarbeiten und mitbestimmen
soll. Nach langer Diskussion nimmt die Kulturkommission die Veranstaltungsreihe
"Hietzing Akademie" zur Kenntnis, sie wird im Finanzausschuss zur Abstimmung
vorgelegt.
Im Protokoll der Sitzung des Finanzausschusses vom 19. 9. 2006 findet sich zum
Thema folgender Passus: Diskussion über die Bezirksakademie. (...) 2.5. A-1383/06
(MA 53: PR & Medienarbeit, Hietzinger Bezirksakademie, EUR 2.900,-- Zuschusskredit,
EUR 15.000,-- Erhöhung Sachl. Gen.) Wortmeldungen Wagner, Unterwieser, Feistritzer,
Zwatz, Wagner, Gorlitzer, Frank werden ausführlich diskutiert. Die Geschäftsstücke
werden in der nächsten Sitzung am 11.10.2006 der Bezirksvertretung zur Beschlussfassung
vorgelegt werden.
In der "wiener bezirkszeitung hietzing" Nr. 14/2006 (der letzten Ausgabe vor
der Nationalratswahl vom 1. Oktober) fand sich auf Seite 4, also auf der des
Bezirksvorstehers, ein Beitrag mit der Überschrift "Bezirksakademie gegründet",
mit der Erwähnung der Eröffnungsveranstaltung und einem Foto - nicht etwa mit
den ReferentInnen des Abends, sondern mit BV Gerstbach (ÖVP), BV-StVin Drlik
(ÖVP) und BV-StV Feistritzer (SPÖ)! Einen (gewünschten?) Effekt, nämlich der
Mehrheitspartei im Wahlkampf eine Bühne zu bieten, dürfte die "überparteiliche"
Akademie also bereits erfüllt haben.
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Seite geändert am 4 Januar, 2007