Die BezirksrätInnen Mag. Gerhard
Jordan, Andrea Diawara und Walter Frank (GRÜNE) stellen in der Sitzung der Bezirksvertretung
Hietzing am 16. April 2008 folgende
ANFRAGE
an den Herrn Bezirksvorsteher
betreffend Baumfällungen im Hörndlwald und im Lainzer Tiergarten
1.) Wie viele Bäume wurden in der heurigen Wintersaison (2007/08) im Hörndlwald
gefällt?
2.) Wie viele waren es in den Jahren davor ab 1986? (bitte um genaue Auflistung)
3.) Wie viele Festmeter Holz aus Bäumen, die im Hörndlwald gefällt wurden, wurden
in den letzten 3 Jahren verkauft, an welche Firmen und in welche Länder?
4.) Wie hoch war der finanzielle Ertrag aus diesem Verkauf in diesen Jahren?
5.) Bis zu welchem Jahr sollen die sogenannten "Verjüngungsmaßnahmen" im Hörndlwald
noch andauern und wie lange wird am Ende die Gesamtdauer des Verjüngungszeitraums
gewesen sein?
6.) Wird der Hörndlwald von der MA 49 eher als "forstwirtschaftlicher Betrieb"
oder eher als "flächiges Naturdenkmal" angesehen?
7.) Wie hoch war der Eichen-Anteil in den Verjüngungszonen der letzten 3 Jahre?
8.) Was ist der Grund für die jüngsten Baumfällungen in der Umgebung des St.
Veiter Tors im Lainzer Tiergarten?
BEGRÜNDUNG
Die alljährlichen Baumfällungen im Hörndlwald führen immer wieder zu Protesten.
Die auf offiziellen Tafeln kolportierten 80-100 gefällten Bäume pro Jahr sollen
in manchen Jahren auf mehr als das Doppelte steigen. Rund 300 BesucherInnen
des Hörndlwalds sprachen sich in einer Unterschriftenaktion gegen jegliche Fällungen
aus, zwei Begehungen am 15. November 2007 und im Jänner 2008 verliefen teilweise
kontrovers. Um weniger gesunde Bäume fällen zu müssen, könnte der Verjüngungszeitraum
um 20 oder 30 Jahre verlängert werden. Allerdings entsteht bei vielen BürgerInnen
der Eindruck, dass es im Hörndlwald auch um wirtschaftliche Interessen geht
(Verkauf des Holzes) und nicht nur um den Naturschutz.
Aus der vom Bezirksvorsteher am 18.
Juni 2008 verlesenen Antwort der MA 49:
Fragen 1- 4:
In der Wintersaison 2007/2008 wurde jene Anzahl an Bäumen gefällt, die für das
Erreichen der Verjüngungsziele (Erhaltung der Eichen) fachlich unbedingt erforderlich
ist. Die Anzahl der gefällten Bäume ist irrelevant, weil es sich dabei nicht um
Rodungen handelt, sondern im Zuge der Baumentfernungen lediglich Licht und Platz
für Jungbäume geschaffen wurde.
Die Anzahl der geernteten Bäume für den in Frage 2 angefragten Zeitraum kann nicht
angegeben werden, da in der Forstwirtschaft üblicherweise die Anzahl der Bäume
nicht gezählt wird und es darüber auch keine Aufzeichnungen gibt, da es sich dabei
- wie erwähnt - nicht um Rodungen handelt.
Betriebsdaten wie Erlöse, Firmen etc. dürfen aus Datenschutzgründen nicht bekannt
gegeben werden. Ebenso ist es auf dem Holzmarkt nicht nachvollziehbar, in welche
Länder das Holz letztendlich verkauft wird.
Frage 5:
Die Dauer der Verjüngungsmaßnahmen hängt von vielen Faktoren ab: Wettergeschehen,
Naturkatastrophen, gesundheitliche Entwicklung der Altbäume, Lichtbedarf der Jungbäume
usw. Ursprünglich waren für die Erreichung einer gesunden Eichenverjüngung 20
Jahre angesetzt. Durch Einsprüche und Proteste der Anrainer/innen bzw. des Vereins
der Freunde des Hörndlwalds, wurde der Verjüngungszeitraum planerisch auf 50 Jahre
ausgedehnt. Dadurch ist allerdings nur mehr ein Laubmischwald mit höherem Eichenanteil
erzielbar. Bei dem derzeitigen Fortschritt der notwendigen Entnahme von Bäumen,
ist ein Ende der Verjüngungsmaßnahmen in ca. 20 Jahren abzusehen.
Frage 7:
Der Eichenanteil im verjüngten Bestand beträgt derzeit rund 75%.
Frage 6 und 8:
Der Lainzer Tiergarten ist Naturschutzgebiet, NATURA 2000-Gebiet, Landschaftsschutzgebiet
und Pflegezone im Biosphärenpark Wienerwald. Alle Maßnahmen erfolgen entsprechend
der gesetzlichen Vorgaben nach dem aktuellen Stand der Forschung. Die MA 49 hat
bestens geschultes Fachpersonal, um die von herkömmlichen Forstbetrieben stark
differierenden Zielsetzungen (Naturschutz, Erholung, Landschaftspflege, etc.)
optimal umsetzen zu können.
In der Verordnung des Naturschutzgebiets Lainzer Tiergarten und im Managementplan
für das Natura 2000-Gebiet ist als eines der wichtigsten Ziele die langfristige
Sicherung der Eichenwälder vorgeschrieben, da viele der herausragenden Tier- und
Pilzarten des Lainzer Tiergartens auf Eichen angewiesen sind.
Auf vielen Standorten im Lainzer Tiergarten wächst der Eichen-Hainbuchenwald.
Die dominierenden Eichen wachsen vergleichsweise langsam, sie sind in der Jugend
sehr lichtbedürftig. Im geschlossenen Eichen-Hainbuchen-Wald können sich Eichen
daher nicht verjüngen, sie sind heute auf die "helfende" Hand der Förster angewiesen.
Helfend heißt im Fall der Eichenwälder, dass die Förster bis zu 2/3 der alten
Bäume auf einer Fläche fällen, um für die Samen der stehen bleibenden Bäume günstige
Keimbedingungen zu schaffen. Sobald die Eichenverjüngung gesichert ist, also genügend
Eichen-Jungbäume vorhanden sind, wird der Großteil der verbliebenen Altbäume geschlägert,
um den jungen Bäumen Platz zur ungestörten Entwicklung zu geben. Dieses Verfahren
nennt man Naturverjüngung, es hat nichts mit einem Kahlschlag zu tun, wo alle
Bäume gleichzeitig geschlägert und Jungbäume aus der Forstbaumschule aufgeforstet
werden.
Bevor es Förster gab, begünstigten wahrscheinlich große Pflanzenfresser wie Wisent
und Auerochse die Eichenverjüngung, indem sie in größeren Lücken im Wald die Konkurrenzpflanzen
der Eichen abweideten. Da diese Tiere in unseren Wäldern heute nicht mehr heimisch
sind, sind Baumfällungen auch im Naturschutzgebiet notwendig, um die Eichenwälder
langfristig zu erhalten. Selbstverständlich sind alle diese Maßnahmen im Lainzer
Tiergarten von der Naturschutzbehörde bewilligt!
Entlang von angebotenen Wegen und bei Erholungseinrichtungen wie Spielplätzen,
Sitzbänken etc. müssen auch aufgrund der gesetzlichen Bestimmungen sicherheitsgefährdende
Bäume (tote, absterbende Bäume, Bäume mit abgestorbenen Ästen bzw. Kronenteilen
oder statisch bedenkliche Bäume) gefällt werden.
Alle diese Maßnahmen erfolgen entweder mit Eigenpersonal der MA 49 oder durch
Fremdfirmen, je nachdem was für die Stadt Wien kostengünstiger ist. Ein Einsatz
von Fremdfirmen bedeutet daher nicht, dass die jeweilige Maßnahme primär gewinnorientiert
ist, da der Verkaufserlös des Holzes in jedem Fall an die Stadt Wien geht und
viele Pflege- und Verjüngungsmaßnahmen im Wald aufgrund der strengen Naturschutzauflagen
nicht kostendeckend erfolgen können.
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Seite geändert am 23 September, 2008