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Wird die Feldmühlgasse noch weiter zugebaut?

Bei der Sitzung des Wiener Altstadterhaltungsfonds (in dem GemeinderätInnen und Beamte vertreten sind) stand am 5.November der Abbruch eines Biedermeierhauses in der Feldmühlgasse 12 zur Abstimmung. Dieses Haus, unmittelbar gegenüber dem Park der "Klimt-Villa", sieht zwar unscheinbar aus, ist aber das älteste in der Feldmühlgasse (erbaut in der ersten Hälfte des 19.Jahrhunderts) und das einzige noch ebenerdige.

Verständlich, dass nach dem Tod der bisherigen Besitzerin die Versuchung groß ist, das Haus abzureißen und den Grund durch einen Neubau (die im Bebauungsplan enthaltenen Bestimmungen sehen eine Traufenhöhe von 10,5 Metern vor) oder einen Verkauf gewinnbringend zu vermarkten.
Doch es gibt ein Problem: Das Haus liegt in einer Schutzzone, die den Bereich rund um die "Klimt-Villa" (in der zur Zeit des ersten Weltkriegs die bedeutenden Spätwerke dieses Males entstanden sind) und einen Teil des alten Kerns von Unter Sankt Veit umfasst. Diese Schutzzone wurde vom Bezirk gewünscht und im Gemeinderat am 2.Juni 1999 einstimmig beschlossen. Im Jahr 2000 kam es sogar noch zu einer Ausweitung dieser Zone!
Ein Gutachten von Architekt Univ.-Prof. Dr. Wehdorn empfahl die Erhaltung des Straßentraktes aufgrund seines historischen und städtebaulichen Wertes. Der einzige Grund, der für einen Abbruch spricht, ist die angebliche Unwirtschaftlichkeit einer Sanierung (die rund 2 Millionen ATS kosten würde).
Doch noch aus einem weiteren Grund wäre es nicht besonders intelligent, zum jetzigen Zeitpunkt "vollendete Tatsachen" zu schaffen: Es startet nämlich in Kürze ein Ideenwettbewerb, bei dem Vorschläge für die Nutzung der "Klimt-Villa" und ihrer Umgebung erarbeitet werden sollen! Das erwähnte Haus könnte, in saniertem Zustand, sicher gut in eine kulturelle oder damit verbundene Nutzung (z.B. Künstlercafé o.ä.) einbezogen werden.
Grün-Gemeinderätin Marie Ringler schlug deshalb in der Sitzung des Altstadterhaltungsfonds vor, den Punkt von der Tagesordnung abzusetzen, was auch von den VertreterInnen der ÖVP und FPÖ unterstützt wurde. Die SPÖ blockte dies jedoch ab und stimmte mit ihrer Mehrheit für einen Abbruch. SP-Gemeinderätin Winklbauer meinte, das Haus sei hässlich und die Sanierung zahle sich nicht aus. TeilnehmerInnen der Sitzung hatten den Eindruck, dass die Rathaus-SPÖ der Opposition zeigen wollte, "wer der Herr ist".
Dieser "Mir-san-mir-Beschluss" ist nicht nur kultur- sondern auch demokratiepolitisch schlecht: Im 13.Bezirk, der die Schutzzone durchgesetzt hat, wäre ein Abbruchsbeschluss nie mehrheitsfähig gewesen, wenn die Angelegenheit überhaupt diskutiert worden wäre.
Die Entscheidung liegt nun bei der Baupolizei (MA 37). Planungsstadtrat DI Schicker ist aufgefordert, im Sinne des Bezirkes eine Nachdenkpause und eine vernünftige Lösung zu Stande zu bringen, bevor es zu spät ist!
Es wäre auch zu überlegen, ob nicht die Gemeinde Wien das Haus kaufen und sanieren soll. Die "Klimt-Villa" ist bekanntlich schon genug von zweifelhaften Neubauten umkreist, wie man/frau bei einem Blick auf die Klötze feststellen kann, die ÖSW und "Raiffeisen Leasing" gerade an der Ecke Auhofstraße/Feldmühlgasse errichten!
Ein Erfolg konnte in der Hietzinger Bezirksvertretungssitzung am 5. Dezember 2001 erzielt werden: Ein Mehr-Parteien-Antrag (ÖVP/GRÜNE/FPÖ/LIF), dessen Entwurf von den Grünen formuliert wurde, wurde einstimmig angenommen. Er lautete:
"Die zuständigen Stellen der Stadt Wien werden aufgefordert darauf hinzuwirken, dass der in der Sitzung des Wiener Altstadterhaltungsfonds am 5. November 2001 mehrheitlich gefasste Beschluss über die wirtschaftliche Abbruchreife für das ‚Harta-Haus' in der Feldmühlgasse 12 aufgehoben wird und die Einbeziehung der Liegenschaft in Überlegungen zur Neugestaltung der ‚Klimt-Villa' und ihrer Umgebung ermöglicht wird."
Der Antrag wurde einstimmig, also auch mit den Stimmen der SPÖ, angenommen! Nach dieser eindeutigen Willensäußerung des Bezirks brachten die grünen GemeinderätInnen David Ellensohn und Marie Ringler folgenden Beschlussantrag bei der Gemeinderatssitzung am 14. Dezember ein:
"Der Wiener Gemeinderat unterstützt die Bemühungen der Bezirksvertretung Hietzing und spricht sich ebenfalls gegen einen Abriss des ‚Harta-Hauses' in der Feldmühlgasse 12 aus. Die Einbeziehung der Liegenschaft in Überlegungen zur Neugestaltung der ‚Klimt-Villa' und ihrer Umgebung soll damit ermöglicht werden.
"
Doch siehe da - die SPÖ stimmte mit ihrer absoluten Mehrheit gegen den Antrag, der von allen anderen Fraktionen unterstützt wurde! Es stellt sich somit nicht nur die Frage, ob die SPÖ Hietzing bei ihren Parteikollegen im Rathaus noch was zu sagen hat, sondern auch, ob Dezentralisierung und Bezirks-Wünsche der Rathaus-Mehrheit mehr als ein "Ned amol ignoriern" wert sind.

Gerhard Jordan


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