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Die Gebärdensprache soll endlich anerkannt werden!


Im 13. Bezirk, Maygasse 25, gibt es eine Schule für gehörlose Menschen. Nach schrecklichen Ereignissen mit sexuellen Übergriffen durch einen Lehrer und Gewalt-Vorwürfen von Seiten mehrerer Eltern versucht die Schule nun einen Neubeginn, der die Unterstützung aller haben sollte. Im Rahmen einer mehrtägigen Zukunftskonferenz haben Eltern, LehrerInnen, ErzieherInnen, Fachleute und die neue Direktorin erarbeitet, welche Grundpfeiler die Neustrukturierung haben soll. Noch ist die Arbeit nicht abgeschlossen, aber eines kann jedenfalls mit Sicherheit festgestellt werden: Die Beteiligung ist groß und das Engagement zu Gunsten der Betroffenen ebenfalls. Eine Frage ist zentral: Welchen Stellenwert soll die Gebärdensprache haben?

Ein paar Fakten:

Gebärdensprachen sind natürliche Sprachen mit eigener Grammatik und keine Kunstsprachen wie etwa Esperanto. Es gibt unzählige nationale Varianten (möglicherweise ebenso viele wie gesprochene Sprachen). Sieben europäische Länder: Dänemark, Finnland, Frankreich, Griechenland, Norwegen, Portugal und Schweden anerkennen die nationale Gebärdensprache, weltweit sind es 20 Länder. Der österreichische Nationalrat hat die Gebärdensprache bislang nicht anerkannt. Damit wird jene Minderheit von ca. 10.000 Menschen in Österreich, deren Erstsprache die Gebärdensprache ist, diskriminiert. Der Zugang zu vielen Bereichen der Gesellschaft, die über Sprache funktionieren wie Bildung und Information ist Gehörlosen versperrt.

"Orchideensprache" oder Menschenrechte?

Es geht hier nicht um den Erhalt einer "exotischen" Sprache oder Barmherzigkeit, sondern um Menschenrechte. Die Kommission für Gebärdensprache des Weltverbands der Gehörlosen erarbeitete auf dem Weltkongress 1991 in Tokio eine Empfehlung, deren Punkt 1A lautet: "Hiermit rufen wir jede Regierung dazu auf, die offizielle Anerkennung der von den Gehörlosen ihres Landes verwendeten Gebärdensprache als eine der Landesprachen anzuerkennen und Sprachenrechte der Gehörlosen zu sichern." Auch das EU-Parlament hat 1988 und erneut 1998 die Mitgliedstaaten aufgefordert, ihre nationalen Gebärdensprachen anzuerkennen und die Sprachenrechte der Gehörlosen zu sichern. Österreich hat dringenden Handlungsbedarf!

Zurück zur Schule:

Es ist noch nicht lange her, da durfte die Gebärdensprache in der Maygasse gar nicht verwendet werden! Auch heute noch gibt es LehrerInnen an der Schule, die die Gebärdensprache nicht beherrschen. Die Ausbildung setzt sich über alle Forderungen nach Anerkennung überhaupt hinweg. Der Weg der "Maygasse" zu einem Bildungsangebot, das den Bedürfnissen und Forderungen der gehörlosen Menschen entspricht, ist noch ein langer, aber die eingeschlagene Richtung stimmt jetzt einmal und das wird von den Grünen begrüßt.

GRin Susanne Jerusalem, Bildungssprecherin der
Wiener Grünen und Mitglied des Stadtschulratskollegiums

 

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