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Mittwoch, 3. Dezember 2014

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Fröhliche Neugestaltung des Bundesheeres

20.09.2012 21:49

 

Fröhliche Neugestaltung des Bundesheeres

Direkte Demokratie ist modern. Daher ist es notwendig Fragen zu finden, die man der Bevölkerung vorlegen kann. Hier haben wir sie: Jede der beiden Fragen besteht aus zwei Teilen. Wer an der Befragung teilnimmt, muss eine dieser Fragen wählen.

Die beiden Teile haben nichts miteinander zu tun, obwohl sie von den Fragestellern als Einheit dargestellt werden. Sehen wir uns eine davon an: ”Wollen wir die Beibehaltung der allgemeinen Wehrpflicht und damit die Beibehaltung des Zivildienstes?”.

Es ist interessant, sich die Geschichte dieser Institutionen näher anzusehen. Gleich nach Abschluss des Staatsvertrages wurde die allgemeine Wehrpflicht eingeführt, im Herbst 1956 wurden die ersten Rekruten eingezogen, rechtzeitig zum Aufstand in Ungarn, zu dem ein Grenzschutz notwendig schien. Viele Jahre später gab man dem Drängen von Pazifisten nach und schuf den verschmähten Zivildienst. Das war etwas für Drückeberger, Feiglinge, Muttersöhnchen usw. Die Ausdrücke stammen alle aus der Kriegszeit, die damals führenden Kräfte des Landes waren stark von ihren Erlebnissen in der deutschen Wehrmacht geprägt. Die Zivildiener waren immer schlechter bezahlt, hatten eine längere Verpflichtung, mit jeder Novelle dachte man sich neue Schikanen aus, die sie schlechter stellten.

Und siehe da, die Anzahl der Zivildiener stieg trotzdem, offenbar war den Leuten klar, dass sie im Zivildienst etwas Sinnvolles leisteten, während die Alternative eine sinnlose Zeitverschwendung darstellt. Heute stellen die Drückeberger eine tragende Säule der Zivilgesellschaft dar, die Abschaffung des Zivildienstes würde für viele Bereiche des täglichen Lebens große Schwierigkeiten bringen.
Nun kommt die Logik erster Klasse: damit es den Zivildienst weitergeben kann, muss die allgemeine Wehrpflicht beibehalten werden. Welches Bundesheer wir brauchen, spielt überhaupt keine Rolle, der Zivildienst ist der wesentliche Inhalt der Fragestellung.

Die alternative Fragestellung ist eine kleine Nuance intelligenter, aber auch sie mischt Dinge, die nicht zusammengehören: ”Wollen wir ein Berufsheer und einen freiwilligen, noch zu schaffenden Zivildienst für alle Jugendlichen eine Jahrganges?”
Erinnern wir uns: es geht um die Frage, ob wir ein Bundesheer wirklich brauchen, welche Aufgaben es haben sollte, wie groß es daher sein soll und welche Ausrüstung es haben muss. Oder anders gefragt: Soll die Zeit der dienstverpflichteten Jugendlichen zum Kriegsspielen anno 1950 verwendet werden oder zur Vorbereitung friedenserhaltender Einsätze im Auftrag der UNO? Danach richten sich die Kadergröße, die Ausrüstung und die Ausbildung, natürlich auch die übliche Zeit der Dienstverpflichtung. Denn die meisten Berufssoldaten werden nach einer Zeit auch wieder in Zivilberufe wechseln. Sind sie dann dafür vorbereitet, oder kommt eine große Anzahl von Frühpensionierungen wegen Unverwendbarkeit auf uns zu?

Das sind die Fragen auf die wir uns einlassen sollten, weil damit viel soziales und wirtschaftliches Potenzial verbunden ist.

Daneben gibt es ein sehr ernstes Problem, das aber mit der Funktion und dem Aufbau des Bundesheeres nur sehr wenig zu tun hat. Wie können wir die unbedingt notwendigen Sozialdienste durch die Allgemeinheit in hoher Qualität sicherstellen? Dabei kann das Bundesheer natürlich eine Rolle spielen, das müsste dann in der Aufgabenstellung und Ausbildung auch berücksichtigt werden.
Freiwillig bedeutet für die meisten Menschen auch unentgeltlich. Es ist offensichtlich, dass ohne umfangreiche freiwillige Arbeit, verschiedene Aspekte des Lebens, hauptsächlich soziale, nicht aufrechterhalten werden könnten.
Daneben muss es natürlich auch eine Komponente geben, bei der für die Leistung ein Entgelt zu entrichten sein wird. Die Frage, ob wir uns das leisten können, sollte nicht gestellt werden, denn es handelt sich um die Bereiche, die eine gesunde Gesellschaft erst ausmachen. Vielleicht könnten wir dann und wann auf ein Waffensystem verzichten, das sich im Nachhinein als Fehlinvestition herausstellt, oder den Bau unnötiger Tunnels, oder die Erweiterung des Autobahnsystems oder sonstiger Prestigeprojekte, die nur dazu da sind, unseren Größenwahn zur Schau zu stellen. Geld ist da, wir sollten es nur nicht dazu benützen, das Glückspiel der Banken zu finanzieren.

 

 

(Photo: Bundesheer, Sujet: Souterrain Group)



 

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