Die Grünen

Mittwoch, 3. Dezember 2014

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Lernen für eine zukunftsfähige Gesellschaft

16.09.2014 03:57

 

Lernen für eine zukunftsfähige Gesellschaft

"Wir müssen lernen, diesen Planeten nicht als Boot zu sehen, das voll ist,
sondern als Garten, den wir gemeinsam bewirtschaften"

Unter diesem Motto stand die Grüne Sommerakademie vom 22. bis 24. August 2014 im Salzburger Goldegg. Fachleute boten Inputs und arbeiteten mit den Teilnehmer_innen in Lernwerkstätten am Thema Zukunft.

Inputs: Cornelia Lindner, Mitarbeiterin am Wiener „Institut für die Wissenschaft vom Menschen„ und Professorin für Philosophie an der Universität Tübingen, kritisiert den linearen Zeitbegriff, dessen „schneller-höher-weiter„ die Menschen vor sich her jagt. Sie hält das Lebenszyklusmodell für zukunftsträchtiger.

Elias Bierdel ist Journalist und Mitarbeiter des „Österreichischen Studienzentrums für Frieden und Konfliktlösung„ auf Burg Schlaining. Besonders bekannt machte ihn 2004 die Rettung afrikanischer Flüchtlinge mit dem Schiff Cap Anamur der Deutschen Notärzte. Bierdel verweist auf die Kraft der Utopie, die den Funken der Begeisterung in uns leben lässt und uns zur Tat motiviert. Zur Illustration zeigt er ein Gemälde des Sinalco-Erfinders und Naturheilkundlers Christian Eduard Bilz, der versuchte, der Wirklichkeit um 1900 seine Vision der Zukunft gegenüberzustellen.

Die Organisationsberaterin Silvia Nossek hebt hervor, dass wir zuerst die Realität mit  Geist und Gefühlen erfassen müssen, um Zukunftsmodelle entwerfen und umsetzen zu können. Gewohnte Denk-, Sprech-, Seh- und Handlungsmuster blockieren diesen Prozess, an dem Kopf, Herz und Hände beteiligt sind.  Laut Andreas Novy, Obmann der Grünen Bildungswerkstatt und Professor am Institut für Regional- und Umweltwirtschaft der Wirtschaftsuniversität Wien, muss Neues wie etwa die Smart City gegen allen Widerstand gewagt werden. Nur das löst im heutigen Umbruch den notwendigen Lernprozess aus.

Das Podiumsgespräch zeigte konkrete Schritte zu einer zukunftsfähigen Gesellschaft. Sibylle Hamann hat sich im Pflegebereich umgehört und ist selbst in die Rolle der Putzfrau geschlüpft. So wollte sie der Realität der „Sauberen Dienste„, so der Titel ihres Buches, näherkommen. Andrea Lunzer spart in ihrer Maß-Greißlerei im zweiten Wiener Gemeindebezirk Verpackungen ein. Die Kund_innen können so auch kleine Mengen kaufen und in wiederverwendbaren Gefäßen und Sackerln mitnehmen. Maximilian Kasy, Assistenzprofessor für Wirtschaft an der Universität Harvard, verdeutlicht mit seinen Programmen die Vermögens- und Einkommensungleichheit in der Gesellschaft. Konservative Ökonomen reden diese wachsende Ungleichheit klein, indem sie Ländervergleiche anstellen, Fakten verleugnen, Zahlen als nicht relevante Umfrageergebnisse bewerten und die Umverteilung als wachstumshemmend ablehnen. Kasy erinnert uns daran, dass wir alles, was wir kaufen, nicht selbst herstellen und daher mit ungerechten Marktpreisen die Kluft zwischen Arm und Reich vertiefen.

Lernwerkstätte postfossile Gesellschaft

Unsere Gesellschaft will immer mehr Energie aus fossilen Brennstoffen gewinnen und stößt angesichts der knapper werdenden Ressourcen bis zum Schiefergas vor. Das geschieht, obwohl die übersäuerten Meere  immer weniger Emissionen aufnehmen  und das ökologische Gleichgewicht  ins Wanken geraten ist. Wir haben uns daran gewöhnt, dass wir dank fossiler Energie mobil sind und größere Distanzen, etwa zwischen Wohnort und Arbeitsplatz, problemlos bewältigen. Harald Frey, Verkehrswissenschaftler an der Technischen Universität (TU) Wien, führt aus, wie sich diese gesteigerte Mobilität auf den Alltag, die Beziehungen der Menschen untereinander, die Einkaufsgewohnheiten und die Struktur der Städte und Dörfer auswirkt. Elmar Altvater, emeritierter Professor für Politikwissenschaft an der TU Berlin, sieht einen Zusammenhang zwischen der fossilen Gesellschaft und den Auswüchsen des Kapitalismus.

Ist im Gegensatz dazu die postfossile Gesellschaft, die Energie vor allem aus der Kraft der Sonne, des Windes und des Wassers gewinnt, ein erreichbares Ziel? Können wir die Zerstörung des ökologischen Gleichgewichts und unserer Lebensgrundlagen aufhalten? Wird Vernunft erst dann einkehren, wenn alle fossilen Ressourcen ausgequetscht sind, es also schon zu spät ist?

Für eine Wende – so Altvater – ist es notwendig, dass wir den Beton in unserem Denken beseitigen und zur Revolution bereit sind.  Wir müssen den öffentlichen Raum als gemeinsamen Lebensraum zurückgewinnen, was sich in Städten bereits am geringer werdenden Motorisierungsgrad und mehr verkehrsberuhigten Zonen abzeichnet.  Die Grüne Abgeordnete zum Nationalrat Gabriela Moser, befürchtet,  dass wir uns angesichts des starken Widerstandes von Seiten der konservativen Ökonomie pragmatisch mit Nischenprodukten zufrieden geben und die Vision einer postfossilen Gesellschaft aus den Augen verlieren. In Teilschritten das Ganze anzustreben und dabei den Zusammenhang der gesellschaftlichen Teilbereiche wahrzunehmen, erfordert große Aufmerksamkeit, Handlungsbereitschaft, Mut und Überzeugungskraft.

Die Grüne Sommerakademie 2014 hat uns Teilneh-mer_in-nen einmal mehr bewusst gemacht, dass wir die postfossile Gesellschaft nur realisieren können, wenn immer mehr Menschen sich zu einem Team für die Bewahrung des Lebens auf unserem Planeten zusammenfinden.



 

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