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Mittwoch, 3. Dezember 2014

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Mein persönlicher Abschied von Dieter Schrage

15.07.2011 22:05

 

Mein persönlicher Abschied von Dieter Schrage

Dieter Schrage ist völlig unerwartet am 29.Juni 2011 mit 76 Jahren an Herzversagen verstorben. Seit den 1980er Jahren hat er auch mein Leben persönlich und politisch bereichert.

In seiner leitenden Funktion im Museum Moderner Kunst hatte er seit 1979/1980 im Palais Liechtenstein - das war damals einer der Standorte des Museum Moderner Kunst - einen Sonntag im Monat eingeführt, an dem es für Kinder Kurzführungen und Aktionen wie Malen und Töpfern gab.


Nie werde ich das Bild vergessen, wie die Kinder im Foyer des Palais zwischen modernen Skulpturen voller Begeisterung malten und mit Ton alles Mögliche kreierten. Dadurch, dass der Eintritt gratis war, wurde hier vielen Kindern und deren Eltern ein interessanter Sonntag-Vormittag geboten. Heute zeigt das Palais Liechtenstein mit Vehemenz die imperiale Prachtentfaltung - so ändern sich die Zeiten, aktive Kinder kommen nicht mehr vor.

Dieter Schrage war ein wichtiger Motor für Gegen- und Alternativkulturen in Wien. Den Beginn der Programmkinos, die Arena-Bewegung, autonome Kulturzentren wie das Amerlinghaus, das WUK, an all diesen Projekten war Dieter beteiligt. Die Unterstützung autonomer Gruppen war ihm sein Leben lang ein besonderes Anliegen. Sein Eintreten für Solidarität und herrschaftsfreie Lebensformen brachte ihn mit Jung und Alt aus unterschiedlichsten Kreisen in Kontakt.

Auch als Grüner Bezirksrat und als Mitbegründer der Initiative Grüner SeniorInnen war er überaus aktiv. So haben wir beide an einer Reise der Grünen SeniorInnen nach Kopenhagen teilgenommen. Dort konnten wir uns über Alternativprojekte, über die Betreuung älterer Menschen und die Kommunalpolitik informierten. Mit Dieter war es immer spannend.

Als Diskussionsteilnehmer, der für den Erhalt der Basisdemokratie und gegen politische Abgehobenheit sein Wort erhob, wird er uns allen in Erinnerung bleiben. Bei Aktionen die wir in Hietzing für eine Verbesserung der Wege für FußgängerInnen durchführten, hat er uns oft unterstützt.

Nun wieder zum Persönlichen: Seit 1996 hat Dieter im selbstverwalteten Mitbestimmungs- und Kultur-Wohnprojekt Sargfabrik gewohnt. Da ich auch hier lebe, bin ich Dieter sehr oft begegnet. Ob im Beisl, donnerstags vor dem Stand des Bio-Greislers Thomas Anderl, oder im Arbeitskreis zu Transparenz und Erhalt der Basisdemokratie in unserem Wohnprojekt.

Dass Dieter ein Kämpfer war, wissen alle, die ihn gekannt haben. Einen seiner letzten Kämpfe hat er für eine kurdische Flüchtlingsfamilie gewonnen.
Einen Tag nach seinem Tod erhielt diese Familie, die seit 9 Jahren in Österreich lebt und seit 5 Jahren bei uns in der Sargfabrik eine kleine Wohnung bewohnt, den Bescheid mit der Niederlassungsbewilligung. Darauf mussten sie lange, bange Jahre in Ungewissheit warten.

Der positive Bescheid gelang durch Dieters tatkräftigen Einsatz. Denn nach einer Vorladung der zuständigen Asyl-Behörde in Linz begleitete er den Vater der Familie mit einem Anwalt dorthin. Er legte den Sachverhalt dar, weiters hatte er ein Schreiben unseres Vereins über die gelungene Integration der Familie für die Behörden mit.

Den positiven Ausgang des Verfahrens konnte Dieter leider nicht mehr erleben.
Zum erfolgreichen Aufenthalt und zur Integration der Familie, die zwei Töchter hat, haben Dieter und seine Frau sehr viel beigetragen. Wir alle werden Dieter als Freund, als klugen, liebenswerten Menschen und als Vorbild in Erinnerung behalten.



 

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