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Mittwoch, 3. Dezember 2014

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100 Jahre Wiener Teuerungsrevolte

20.09.2011 22:08

 

100 Jahre Wiener Teuerungsrevolte

Vor hundert Jahren, am 17. September 1911, trieben Truppen von Polizei und Militär eine Menschenmenge vom Ring Richtung Ottakring. Dort und an ein paar anderen Orten der Stadt begann eine jener Revolten, an die man sich in Wien so ungern erinnert.

Eine Menschenmenge von rund 100.000 hatte sich zuvor am Ring und vor dem Rathaus versammelt, um gegen die seit Monaten anhaltende enorme Teuerung von Nahrungsmitteln und Wohnraum zu protestieren. Nach den Reden zogen Gruppen von mehreren tausend DemonstrantInnen durch die Innenstadt. Sie wurden von Polizei und Armee ständig angegriffen und abgedrängt. Dagegen wehrten sie sich mit allem, was ihnen in die Hände fiel.

In Ottakring wurden Straßenbarrikaden gegen die bewaffneten Kräfte des Staates errichtet. Amtsgebäude wurden verwüstet und durch Plünderungen holten sich die Menschen, was sie sich sonst nicht leisten konnten. Teile Ottakrings wurden über viele Stunden gegen die Angriffe von Polizei und Militär verteidigt. Es soll Tage gedauert haben, bis die “Ordnung” wieder hergestellt war. Die blutige Bilanz: vier Tote und mindestens 149 Verletzte. Der Joachimsthalerplatz im 16. Bezirk wurde nach einem der Opfer benannt.

Um dieses Stück der Geschichte aus der Versenkung zu holen und um einen Bezug zu heute herzustellen, wurden am 17.9.2011 in Ottakring Führungen, Workshops und Diskussionsrunden durchgeführt. Es sollte gemeinsam herausgefunden werden, was für Lehren aus der Vergangenheit gezogen werden sollen und wie die Gesellschaftsordnung, die staatliche Gewalt überhaupt erst notwendig macht, geändert werden kann.

Denn die “Krawalle” in London und anderen Städten, sowie die Proteste in Griechenland, Spanien, Frankreich und so weiter haben ebensolchen Hintergrund wie damals. Hohe Arbeitslosigkeit, steigende Preise, überteuerter Wohnungsmarkt, Verarmung führen auch heute zu berechtigten Protesten und Unruhen.

Damals in Wien, wie heute in London, war das Handeln der Menschen nicht unpolitisch, sondern der unter den jeweiligen Umständen vielleicht naheliegendste Weg, sich direkt zur Wehr zu setzen gegen ein System, das für viele einfach nur Ausbeutung und Ausgrenzung bedeutet. Genauso waren die Verwüstungen von Wien 1911 relativ klar ein gegen die Verwaltung gerichteter Akt, weil die Mitschuld an der Misere richtigerweise nicht nur irgendwelchen Chefs oder Banken gegeben wurde, sondern auch den vor allem in deren Sinne agierenden staatlichen Einrichtungen.

Quelle und weitere Infos unter: http://17september.noblogs.org/



 

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