Die Grünen

Mittwoch, 3. Dezember 2014

hietzing.gruene.at/soziales

Wie soll das Alles bezahlt werden?

21.09.2011 22:14

 

Wie soll das Alles bezahlt werden?

Irgendwann im Jahr 1946 zeigte mir ein Freund voll Stolz eine Zimmerorgel, die ihm sein Vater gekauft hatte. Er spielte auch darauf, nicht sehr professionell, denn er war ja noch Anfänger. Dann sagte er, die Orgel hat 7 kg Schmalz gekostet. Diese Menge Schmalz konnte kaum jemand legal besitzen, aber die Macht des noch jungen Staates war zu gering, um derartige Bestimmungen durchzusetzen. Es gab natürlich eine offizielle Währung, aber die hier erwähnte Währung war  allgemein anerkannt, und die wichtigen Transaktionen spielten sich in ihr ab. Wie jede Währung gab es auch eine kleinere Einheit, nämlich Mehl.

Nach und nach stabilisierte sich der Staat, und nach mehreren Versuchen stabilisierte sich auch die Währung. Während der Anfang der Geschichte kaum mehr   jemandem geläufig ist, ist die Fortsetzung allgemein bekannt. Wir haben jetzt eine gemeinsame Währung mit einer Reihe anderer Staaten, aber dieser Währung geht es nicht gut. Warum? Weil einer dieser Staaten überschuldet ist und dann noch einer und wieder einer. Von einigen Staaten wird gemunkelt, dass dort auch schon die Schulden überhand nehmen.

In Summe sind die Schulden der einzelnen Staaten so hoch, dass eine Rückzahlung in einem absehbaren Zeitraum unvorstellbar ist. In dieser Situation hat sich eine ganz kleine Gruppe in Europa gebildet, die die Führung übernimmt. Die Gruppe hat zwar keine Legitimation, aber sie wird geduldet, weil ja niemand einen Rat weiß. Die Handelnden in dieser Gruppe agieren aber so ungeschickt, dass eine Hoffnung auf ein gedeihliches Ende gering ist. Entscheidungen werden in drei Schritten getroffen. Zunächst wird eine Idee, die irgendwo aufgetaucht ist, als unmöglich bezeichnet. Im nächsten Schritt wird die Umsetzung dieser Idee beschlossen, als nächster Schritt wird der Beschluss abgeändert, bevor die Umsetzung eingeleitet worden ist. Zwischen diesen Phasen wird jeweils eine hochrangige Sitzung einberufen, in der die unklar formulierten Ergebnisse genehmigt werden. Ängstlich wird auf die Rating-Agenturen geschaut, deren einziger Zweck es ist, mit thumbsup/ thumbsdown über einzelne Staaten ein endgültiges Urteil zu sprechen. Würden die Eurostaaten bewusst und unter Hinweglassung der angeblich eigenen Interessen zusammenarbeiten, wären die Meldungen der Agenturen von minimaler Bedeutung. Aber derzeit spielen alle gegen alle. Eine Spielweise, die niemandem Erfolg verspricht.

Was können nun einzelne tun, um sich zu schützen? Mit großem medialen Aufwand wird der Ankauf von Gold empfohlen. Der Preis steigt und steigt ins Unsinnige, aber Gold wird trotzdem gekauft.

Gold ist natürlich eine sichere Anlage, solange man es nicht verkaufen muss. Die Betonung liegt hier aber auf ”muss”. Denn wenn die Notlage eintritt, gegen die das Gold schützen soll, werden viele ihr Gold gleichzeitig verkaufen wollen, wodurch es rasch wieder an Wert verlieren wird. Unklar ist, wogegen es dann eingetauscht wird, denn die Notsituation bedeutet ja zugleich, dass die Währung versagt.

Bei Betrachtung der Personen, die in dieser Angelegenheit derzeit die Führung übernommen haben, gibt es wenig Hoffnung, dass ein Zusammenbruch vermeidbar sein wird. Möglicherweise gelingt es, diesen einige Zeit, vielleicht sogar ein, zwei Jahre hinauszuzögern. In dieser Zeitspanne könnte Europa doch dazu übergehen, ohne Rücksicht auf die einzelnen Nationalinteressen zusammenzuarbeiten. Dann, aber nur dann, bestünde Hoffnung.

Vielleicht kommt sonst manche/r von uns in die Lage zu sagen: “Einen Philharmoniker haben wir noch, für morgen gibt es noch zu essen”.
Das ist ein mögliches Szenario. Es erscheint unvorstellbar, dass dieses Wirtschaftssystem, das auf Verschwendung aufgebaut ist, durch Sparen gerettet werden kann, was ja derzeit versucht wird. Der Übergang zu einem nachhaltigen System, in dem auch schwächere Wirtschaftsräume überleben können, wird ohne schwere Verwerfungen nicht gelingen. Aber auch in einer solchen düsteren Übergangszeit ist Leben möglich und lebenswert.



 

RSS 2.0

IMPRESSUM
Die Grünen Hietzing
Lindengasse 40
1070 Wien
hietzing@gruene.at

KOMMENTARE

Dein Kommentar

Zu diesem Artikel kann nicht gepostet werden.