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Mittwoch, 3. Dezember 2014

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Schwindende Nahversorgung

20.05.2012 23:38

 

Schwindende Nahversorgung

Unlängst hat mich meine Mutter gebeten, ihr beim Einkaufen zu helfen; sie sei immerhin schon 75 und die Sackerln seien sehr schwer. Also gingen wir nach vielen  Jahren wieder einmal gemeinsam einkaufen. Als Jugendlicher bin ich oft auch allein zum Greisler, dem Novotny, zur Frau Gruber oder zum Fleischhauer ums Eck geschickt worden.

Check in Speisingerstraße und los geht’s! Auf zum Tempel der Genüsse, ab ins Schlaraffenland der halben Preise und der Vorteilspackungen!

Dann, Stau in der Gregorygasse, zehn Minuten stehen in einer Vorstadtgasse! Es ist ja Freitag und alle sind unterwegs, um für das Wochenende ausreichend einzukaufen. Schließlich will man nicht verhungern!

Endlich ein Wagerl und ab geht‘s in den Supermarkt, gleichzeitig mit vielen anderen KundInnen. Freudige Stimmung kommt auf und wir bemühen uns die Schnäppchen schnell zu finden. In unserem Einkaufswagen landen Paradeiser, die wochenlang nicht verderben, Obst, das zu früh geerntet wurde, und Fleisch, das beim Verpacken fast noch geatmet hat. Der Knoblauch wurde aus China und Argentinien herangeflogen, das Gemüse aus Ägypten. Das Obst kam nicht nur aus Italien und Spanien, sondern auch aus Afrika und Südamerika, das Fleisch gar aus Australien. Und vieles bleibt übrig, abgelaufene Waren werden im besten Fall in Sozialmärkte gebracht oder einfach entsorgt. Trotzdem scheint das meiste billig zu sein, oder…?

Ich vergleiche die scheinbar niedrigen Preise mit denen vor der Euroeinführung und muss feststellen, dass wir in den letzten zehn Jahren bei vielen Artikeln eine Inflation bis zu 100 Prozent hatten. Zwar sind auch die Gehälter gestiegen, aber man bekommt trotzdem weniger für sein Geld als früher.

Raus aus dem Markt und rein ins Auto, zurück nach Hause! Zehn Kilometer sind wir gefahren – innerhalb des Bezirks! Ja, wir könnten es auch etwas näher haben, nur achteinhalb Kilometer. Mit den Öffis bedeutet das eine Fahrzeit von zwei Mal 20 bis 25 Minuten plus Fußweg. Für meine Mutter ist das beschwerlich, sie legt diesen Weg bis zum nächsten Supermarkt aber mehrmals die Woche zurück.

Für Nahversorger zahlt es sich sehr oft nicht mehr aus, ihr Geschäft zu betreiben, und für Ketten sind Standorte an der Peripherie besser, schon wegen der Parkplätze, der Grundstückpreise, des Einzugsgebietes und der Aktionärsinteressen. Nur wenige Nahversorger, meist Gemüse- und Lebensmittelgeschäfte aus dem Biosegment mit einem sicheren Kundenstock, können sich halten. Gerade jetzt hören wir von PolitikerInnen, dass für Klein- und Mittelbetriebe finanzielle Entlastungen kommen sollen. Hoffen wir’s! Vielleicht gibt es dann auch wieder mehr Nahversorger, die uns den Weg zum Supermarkt ersparen und bei denen wir nicht mit Billigangeboten dazu verführt werden, mehr zu kaufen, als wir brauchen.

Wir leben trotz wachsender Armut in manchen Bevölkerungsgruppen in einem Land, das mit Lebensmitteln und anderen Waren überversorgt ist. Dieses zum Überfluss geratene Angebot zu produzieren und herbeizuschaffen, schädigt unsere Umwelt. Trotz Gegenmaßnahmen hört die Umweltzerstörung nicht auf, denn es geht in erster Linie um den finanziellen Gewinn, er ist das Maß des Erfolgs. Wir sollten nicht erst umdenken, wenn es zu spät ist. Die pessimistische Weissagung eines Creek Indianers (ca. 1850) lautet: “Erst wenn der letzte Baum gerodet, der letzte Fluss vergiftet, der letzte Fisch gefangen ist, werdet ihr merken, dass man Geld nicht essen kann” Lassen wir es nicht so weit kommen!

Markus Spitzauer



 

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