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Pflegeberuf - eine Herausforderung

Pflege ist an sich ein wunderschöner Beruf. Ist ein Arbeiten mit Menschen, Helfen, Hilfe zur Selbsthilfe, viel theoretischer Background.
Eine Bewusstseinsänderung fand statt, nun ist der Pflegeberuf eine eigenständige und professionelle Berufsgruppe, einer der wichtigen Faktoren im Gesundheitsbereich.
Und trotzdem gibt es Probleme: hohe Drop-out-Rate (die durchschnittliche Verweildauer im Beruf sind 6 Jahre), zunehmendes "burn out", resignative Zufriedenheit, viele Krankenstände, wenig Nachwuchs, geringe Bezahlung, wenig Aufstiegsmöglichkeiten und wenn, mit minimaler finanzieller Besserstellung oder sogar Lohnverlust.

Warum?

Es gibt immer mehr Arbeit (LKF = leistungsorientierte Krankenhausfinanzierung), die besser werden soll durch Qualitätsmanagement, Pflegestandards, Pflegediagnosen. Dadurch wird aber die bürokratische Arbeit mehr, die Zeit für den/die PatientIn weniger. Das Personal ist knapp (PBR = Personalbedarfsberechnung) und mit zunehmendem Druck werden wieder alte Muster benutzt, die Hierarchie wird stärker.
Aus Angst um den Arbeitsplatz gibt es wenig Widerstand, Resignation macht sich breit, die Arbeitskraft wird schwächer, das "Produkt" wird schlechter.
Lösungsmöglichkeiten:
- Infrastrukturen, die besseres Arbeiten ermöglichen: keine Gangbetten, keine Achtbettzimmer, keine Dialysen in der 4. Schicht (gibt es europaweit nur in Österreich);
- Dem Pflegepersonal Glauben schenken, wenn es sagt, die Arbeit sei nicht zu schaffen;
- Mitbestimmung der Pflegepersonen an den richtigen und entscheidenden Stellen (Pflegeombudsmann - ein Arzt?!);
- Fortbildung auch im psychologischen Bereich, z.B. Konfliktmanagement;
- Jobrotation und Teilzeit leichter ermöglichen;
- Eine attraktive und realitätsnahe Ausbildung, um Pflegepersonalnachwuchs zu forcieren - denn der Bedarf wird noch viel, viel größer werden.

Dr. Sigrid Pilz, Gesundheitssprecherin der Wiener Grünen, hat durch die Aufdeckung des Skandals im Geriatriezentrum am Wienerwald aufgezeigt, unter welch unmöglichen Bedingungen das Pflegepersonal arbeiten muss. Es ist unmöglich, mit einem Minimum an Ressourcen ein Maximum an Pflege zu gewährleisten.
Die Politik ist gefordert zukunftsorientiert zu planen, die Menschen werden immer älter - kleine Pflegeeinheiten, in denen das Personal den alten Menschen einen würdigen Lebensabend ermöglichen kann sind notwendig.
Die Medizin wird immer besser, aufwendiger und umfangreicher. Diesen Anforderungen soll auch das Pflegepersonal in den Krankenhäusern gerecht werden, das geht aber nur, wenn die entsprechenden Rahmenbedingungen geschaffen werden. Wenn dem Pflegepersonal gute Arbeitsbedingungen ermöglicht werden, ist auch gute, qualitativ hochwertige Pflege möglich.

Andrea Diawara

siehe auch: Lainz braucht das menschliche Maß

 

ANDREA DIAWARA ist Diplomkrankenschwester am Krankenhaus Lainz und Grüne Aktivistin seit 2002. Sie wohnt in Speising und ist seit der Wahl 2005 Bezirksrätin der Hietzinger Grünen. Ihre Interessensgebiete sind Kinder, Jugend, Frauen und Erhaltung von Grünflächen.

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