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Mittwoch, 3. Dezember 2014

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Interview mit Sabine Gretner

26.09.2010 21:37

 

Interview mit Sabine Gretner

Sabine Gretner, geboren 1972 in Wien, studierte Architektur an der TU Wien. Seit 2003 Lehraufträge an der TU Wien, 2000-2005 Fachreferentin für Stadtplanung im Grünen Rathausklub, seit 2005 Gemeinderätin und seit 2009 Mitglied des Landesvorstands der Wiener Grünen. Spitzenkandidatin der Grünen für die Gemeinderatswahl im Regionalwahlkreis Hietzing und Kandidatin auf Platz 3 der Wiener Landesliste. Johannes Stöckler und Gerhard Jordan führten mit ihr ein Gespräch.


Wie ist Dein Bezug zum 13. Bezirk?

Ich bin 2005 aus familiären Gründen aus dem 9. Bezirk nach Hietzing gezogen und wohne in der “Siedlung Friedensstadt” in der Nähe des Hörndlwalds. Mittlerweile fühle ich mich schon als Hietzingerin.

Was fällt Dir dort besonders auf?


Die Nahversorgung ist eher dünn, an der Ecke Hermesstraße/Dr.-Schober-Straße gibt es einen “Spar”. Ich versuche so weit es möglich ist, in der Umgebung einzukaufen und die Ortskerne des Bezirks gegen das “Auhof-Center” zu stärken. Der öffentliche Verkehr ist momentan sehr unbefriedigend – lange Wartezeiten und eine schlechte bzw. nicht vorhandene Abstimmung der Intervalle der Buslinien 156B und 60B. Ich habe mir schon überlegt, gemeinsam mit Nachbarn eine Art “selbstorganisiertes Mitfahrtaxi” ins Leben zu rufen.  Auch das Afritsch-Heim beobachte ich schon länger, da ich die Architektur in der schönen Umgebung sehr schätze. Das Gebäude verfällt und die SPÖ schaut zu - was schade ist, denn ein saniertes Afritsch-Heim hätte sich gut als lokales Kultur- und Begegnungszentrum geeignet. Die Nähe des Lainzer Tiergartens trägt auch zur Lebensqualität bei. Ich freue mich sehr, dass es Euch, den Bezirksgrünen, gelungen ist, das St. Veiter Tor zu öffnen, ich und viele andere Leute aus der Umgebung nutzen es bei den Spazierrunden. Was ich mir im Lainzer Tiergarten vorstellen könnte, wären auch Duschmöglichkeiten und Schließfächer bei den Eingängen für JoggerInnen.

Was sind, aus der Sicht der Architektin, Deine Lieblingsgebäude in Hietzing?


Es gibt sehr viel zu sehen in Hietzing. Natürlich das erwähnte Afritsch-Heim, und auch der TBC-Pavillon im Lainzer Krankenhaus an der Hermesstraße freut mich jedes Mal, wenn ich vorbeigehe. Mir gefällt, dass die Fenster bis zum Boden reichen und man als Kranker aus dem Bett hinaus schauen kann in den schönen Park. Die Loos-Bauten in Unter St. Veit, wo ihr ja die gute Idee des Architekturpfades vorantreibt. Auch städtebaulich gibt es interessante Anlagen, wie die “Siedlung Hermeswiese” und die Werkbundsiedlung. Ich bin in den letzten Jahren immer wieder für eine Sanierung eingetreten. Jetzt ist das endlich im Gemeinderat beschlossen worden, und die ÖVP, die auch stets eine Sanierung verlangt hat, hat eigenartigerweise gemeinsam mit der FPÖ dagegen gestimmt.

Nun zu einem Deiner zentralen Projekte: dem Wiental-Radweg. Die SPÖ hat ja das grüne Konzept ursprünglich abgelehnt. Wie ist es Dir und Christoph Chorherr gelungen, ein Umdenken herbei zu führen und ein “rot-grünes” Projekt daraus zu machen?


Die Diskussion gab es ja schon seit Jahren. Den Durchbruch haben im Jahr 2005 unsere Fotomontagen vom “Wiental-Radhighway”, den wir damals als balkonartige Konstruktion, wie am Donaukanal bei der Spittelau, vorgeschlagen haben, bewirkt.
Es gab damals ein breites Medienecho. Im Magistrat hatten wir die Brückenbau- und Wasserabteilung als Partner, die die Synergien nutzen wollten für die Sanierung der U-Bahn- und Kai-Mauer, die Budgetierung war dann nicht mehr so schwer. Natürlich wollen wir den Radweg in Richtung Stadtzentrum weiter führen. Die “Balkon-Lösung” war bis zur Kennedybrücke nicht nötig, da auch unten neben dem Fluss geradelt werden kann, aber weiter stadteinwärts wäre das aus Sicherheitsgründen praktischer. Die schwierigen Knotenstellen, wie zum Beispiel Gaudenzdorfer Gürtel oder Naschmarkt, müssen gelöst werden.

Wie dicht soll Deiner Meinung nach in Hietzing gebaut werden?


In Einfamilienhausgebieten gibt es eine gewisse Verdichtung durch den Generationswechsel, also wenn Kinder die Häuser der Eltern erben, sie abreißen und größere errichten. Aber das Problem sind nicht einzelne Familien, sondern Investoren-Projekte, die auf maximale Ausnützung und maximalen Gewinn abzielen - nicht nur in Hietzing, auch bei der Bahnhof City, am Wienerberg, Monte Laa, auf der Hohen Warte, usw.  Unser Lösungsvorschlag ist das in München seit 15 Jahren erfolgreiche Modell des “Städtebaulichen Vertrages”, auch als “Planwertgewinn”, bekannt. Es geht dabei darum, dass bei Umwidmungen beispielsweise eines Lagerplatzes in eine Hochhauswidmung der entstehende Millionen-Umwidmungsgewinn zwischen Privat und Allgemeinheit geteilt wird. Das ist logisch, denn die Infrastruktur, wie etwa Straßen und Kanal, müssen ja auch die SteuerzahlerInnen bezahlen. In München wurden so in den letzten 15 Jahren rund 445 Millionen Euro für Infrastrukturmaßnahmen gewonnen und auch die Bauwirtschaft ist begeistert, denn es werden alle gleich behandelt und man weiß womit man zu rechnen hat. Bis zu zwei Drittel des Gewinnes müssen maximal abgegeben werden. Das würde Transparenz herstellen. Doch zurück zu Hietzing:  Verdichtet bauen kann man an der Preyergasse, bei der derzeitigen Baustelle des Lainzer Tunnels. Dort wäre Platz für eine ökosoziale Musterwohnanlage, mit Nahversorgungseinrichtungen, gefördert - und autoarm, da ja eine optimale Verkehrsanbindung mit S-Bahn, Straßenbahn und Buslinien gegeben sein wird. Dafür soll in den Erholungs- und Grüngebieten Zersiedelung hintan gehalten werden.

Dein Projekt “23 Puzzlesteine” wird breit diskutiert und stößt auf positives Echo. Wie kam es dazu, und was ist der “Puzzlestein” für Hietzing?

Die Grünen haben in den Augen mancher WählerInnen den Ruf, “abgehoben” zu sein. Mit den “Puzzlesteinen” - je einem Projekt pro Wiener Bezirk -  soll konkret gemacht werden, was grüne Ideen lokal verändern würden. Auch in etwaige Verhandlungsgespräche werden diese Projekte einfließen. Darunter finden sich z.B. eine Schnellstraßenbahn vom Karlsplatz nach Schwechat, ein Indoor-Spielplatz, Selbsterntefelder oder Solaranlagen auf den Industriedächern von Inzersdorf. Für Hietzing haben wir die Öffnung des Amtshauses für einen nicht-kommerziellen Jugendtreff gewählt. Die Bedarfsstudie des “Team Focus” schlägt ja einen zentralen Standort vor. Im Amtshaus würden nach dem Auszug der Bezirksvorstehung Penzing im nächsten Jahr Räumlichkeiten frei, den Jugendlichen könnte so Raum gegeben und so nebenbei Demokratie näher gebracht werden.

Welche Ideen für Hietzing fallen Dir noch spontan ein?

Ein “Großer Wurf” könnte sicher die Nachnutzung des Geriatriezentrums Am Wienerwald sein. Hier könnte eine Öko-Musterstadt entstehen, mit alternativer Energieversorgung, Abwassermanagement, Passivwohnhäusern, einem verbesserten Bim-Intervall, etc,... Es darf zu keiner Abkapselung - etwa mit umzäunten Privatvillen - kommen, das Areal muss für alle HietzingerInnen zugänglich bleiben. Und noch etwas: vor kurzem gab es die Baustelle zwischen Kennedybrücke und Am Platz, da war es als Fußgeherin mehr als angenehm die Straße Richtung Ekazent und zurück gefahrlos queren zu können. Zur Stärkung der Geschäftslokale wäre deshalb auch die Einführung von “Shared Space” in der Altgasse, oder eben sogar auf der Hietzinger Hauptstraße zwischen dem Anna-Strauss-Platz beim Café Dommayer und Am Platz einen Versuch wert.



 

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