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Mittwoch, 3. Dezember 2014

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Österreich darf nicht sitzenbleiben

22.09.2011 22:01

 

Österreich darf nicht sitzenbleiben

Sitzenbleiben ist der wichtigste Aspekt unserer Bildungspolitik. Zumindest muss zu diesem Schluss kommen, wer in den letzten Wochen die öffentliche Debatte zum Schulwesen verfolgt hat.

Nun ist ja Bildung nicht gerade das am meisten diskutierte Thema in unserem Land. Obwohl immer betont wird, wie wichtig Bildung ist, spricht der Umgang mit Kindern und Studierenden eine ganz andere Sprache.

Worum ging es denn bei der plötzlich aufgeflammten Diskussion? Die VerhandlerInnen der beiden Regierungspartner hatten sich auf gemeinsame Punkte für eine Schulreform geeinigt. Unter anderem, aber nicht primär, ging es dabei auch um einen neuen Modus für Klassenwiederholungen. Und da schlugen die Wellen hoch. Ein Ende des Sitzenbleibens untergrabe  doch das Leistungsprinzip, war zu hören. Ein Detail des Schulwesens wurde zum Leitbild. Und dazu hatte plötzlich jeder und jede etwas zu sagen. Zwar war leicht erkennbar, dass die jeweiligen SprecherInnen oft nicht wussten, wovon sie reden. Aber gute PolitikerInnen müssen immer einen zackigen Sager haben, ob er passt oder nicht.
Bildung ist nur Bildung, wenn sie von den Stärken des jeweiligen Kindes  ausgeht. Alles andere ist Unsinn. Unterschiedliche Kinder lernen unterschiedlich. Ein gutes Bildungssystem, das seinen Namen wirklich verdient, hat daher vor allem die Aufgabe, die Begabungen der Kinder zu erkennen und bei deren Ausbildung behilflich zu sein. Das bedeutet natürlich, dass unterschiedliche Kinder  unterschiedliche Lernwege einschlagen. Und genau das muss ein Bildungssystem können.

Das bedingt eine andere Art der Wissensvermittlung. LehrerInnen verbringen wesentlich mehr Zeit mit den Kindern, aber durchaus nicht gleich viel mit jedem/jeder Einzelnen. Die Kinder erarbeiten Stoffbereiche in ihrem Rhythmus, individuell oder in Gruppen, aber nicht zwangsläufig immer gleichzeitig oder in Reihenfolge. Aufgabe der LehrerInnen ist es, darauf zu achten, dass jedes einzelne Kind seine Erfolge erlebt, auch in Gebieten, in denen es sich nicht zuhause fühlt. Der Effekt ist, Kinder lernen gerne, weil es ihren Interessen entspricht, weil Wissen in einer Form erarbeitet wird, die der Aufnahmefähigkeit der einzelnen entspricht, und weil sie auch von den Lehrenden wahrgenommen und betreut werden.

Unbestritten kommen Kinder nicht mit gleichen Voraussetzungen in die Schule. Es hat daher genug Zeit und Raum zur Verfügung zu stehen, um die unterschiedlichen Anfangsbedingungen auszugleichen, ehe Entscheidungen über den weiteren Lernweg getroffen werden.

LehrerInnen haben ein schlechtes Image. Zu Unrecht in vielen Fällen, aber nicht zuletzt dank dem äußerst unsensiblen und arroganten Auftreten der Standesvertretung. Warum diese Vertretung immer wieder gewählt wird, ist eine spannende Frage. Sicher ist aber, dass sich der Lehrberuf verändern muss. Die Verteilung der Arbeitszeit ist nur ein Punkt, allerdings der am meisten diskutierte. Viel wichtiger ist das Verhältnis zu den SchülerInnen. LehrerIn ist nicht mehr allwissend, sondern regt die Kinder zu kritischem Denken an. Der Unterricht fördert, erlaubt, ja spornt an zu Kritik, durchaus auch am dargebrachten Stoff und/oder der Methodik.

Es gibt auch heute schon viele LehrerInnen, die ihre Tätigkeit sehr den Bedürfnissen der Kinder anpassen. In einigen, auch recht renommierten Schulen wird der Unterricht bereits nach diesen Grundsätzen gestaltet. Das wäre ohne die engagierte und  überzeugte Mitwirkung der LehrerInnen nicht möglich.
Natürlich spielt in einem solchen Schulwesen die Frage, ob ein Lernziel erreicht wird,  eine Rolle und muss geregelt sein. Aber sie wird zu einem eher unwesentlichen Detail, weil sich eine entsprechende Situation auf Grund der individualisierten Betreuung der Kinder und der daraus resultierenden Freude am Lernen selten ergeben  wird. Das wussten auch die VerhandlerInnen der Koalitionsparteien, in einer der Parteien ist es aber nicht verstanden worden.
Sitzenbleiben bedeutet heute für das einzelne Kind den Verlust eines Jahres. Das ist demotivierend, und in den allermeisten Fällen unnötig. Wenn aber Österreich sein Schulsystem nicht den Erfordernissen der Zeit anpasst, also selbst sitzen bleibt,  verliert nicht ein/e SchülerIn ein Jahr, nein eine Generation junger ÖsterreicherInnen verliert den Anschluss an Europa und die Welt.


Donnerstag, 6. Oktober 2011:
Diskussion zum bevorstehenden Bildungsvolksbegehren
Eine Schule, die auf Neugier und Interessen der Kinder eingeht, hilft ihnen, ihre ganz persönlichen Talente voll zu entwickeln. Davon profitieren wir alle, denn Bildung ist die zentrale Entwicklungsressource unserer Gesellschaft. Frühe Selektion, veraltete Unterrichtsmethoden und Schulangst hemmen die Entwicklung und vergeuden das Potential der jungen Generation. Motto: Nicht das Gleiche für alle, aber das Richtige für jede/n!
Podium:
Mag.a Heidi Schrodt, Direktorin i. R. des Gymnasiums 1060 Wien, Rahlgasse, Initiatorin von ”Bildung grenzenlos”
NR Prof. Dr. Harald Walser, Direktor des Gymnasiums Feldkirch, derzeit karenziert
Prof. Dr. Gerhard Schmid, Kabinett des Bundeskanzlers
Moderation: Mag.a Ruth Chylik, Kommunikationswissenschafterin
19:00 Uhr,
Don Bosco-Haus,
1130 Wien,
St. Veit-Gasse 25
In Zusammenarbeit mit der Fraktion der SPÖ Hietzing



 

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