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Mittwoch, 3. Dezember 2014

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Smart City – Der Mensch im Mittelpunkt

01.09.2012 21:45

 

Smart City – Der Mensch im Mittelpunkt

Am 24. August 2012 fand im Rahmen des Forums Alpbach der Workshop “Smart City – Der Mensch im Mittelpunkt” statt. ExpertInnen aus Wirtschaft und Verwaltung (s. u.) diskutierten mit den Teilnehmenden über die Kennzeichen einer lebenswerten Stadt. Die folgenden Ausführungen wurden von diesem Workshop angeregt.

Beim Ranking der lebenswertesten Großstädte lag Wien im Jahr 2011 laut dem internationalen Beratungsunternehmen Mercer an erster Stelle. Mercer bewertet dabei das politische, soziale und ökonomische Klima, Umweltbedingungen, die medizinische Versorgung, Ausbildungsmöglichkeiten, Infrastruktur, öffentlichen Verkehr, Strom- und Wasserversorgung, den sparsamen Umgang mit Energie, Verwendung neuer Technologien, Sicherheit, Kultur- und Freizeitangebot u. a. m. Damit wir auch in Zukunft diese Qualität erhalten, dürfen wir aber nicht die Hände in den Schoß legen.

Wien erlebt seit geraumer Zeit vermehrten Zuzug; derzeit wächst die Stadt um etwa 20.000 BürgerInnen pro Jahr. Dieses Wachstum stellt eine große Herausforderung für die Verwaltung und für alle, die hier leben, dar. Die Vision von einer nachhaltigen Welt und einer lebenswerten Stadt für die kommenden Generationen muss von uns allen getragen werden. Planende, Ausführende und BürgerInnen müssen ihre Denkweisen und Gewohnheiten hinterfragen und an dieses Ziel anpassen. Die besten Projekte – so ein Teilnehmer auf dem Alpbacher Podium – scheitern manchmal ausgerechnet am Widerstand der BürgerInnen.
Derartiges erleben wir gerade in Wien. In einer Stadt mit Lebensqualität sollen die BewohnerInnen vor Lärm und Emissionen geschützt sein. Dafür müssen wir aber den Individualverkehr eindämmen, waren sich alle Podiumsteilnehmer in Alpbach einig. Die von der Wiener Stadtregierung beschlossene Erweiterung der Parkpickerlzonen ist ein wichtiger Schritt in diese Richtung. Wenn auch im Einzelnen noch nicht alle Maßnahmen ausgereift sind, sollten doch alle BürgerInnen verantwortungsbewusst dieser großen Linie folgen. Das Thema ist zu wichtig, um für den Vorwahlkampf herzuhalten. Ein Blick in Wiens Vergangenheit zeigt, dass gerade die Einführung der Parkraumbewirtschaftung auf Unverständnis stieß und Ängste und Diskussionen auslöste. Sogar die Geschäftsleute in der Kärntner Straße, die letztlich von dieser Maßnahme besonders profitierten, bangten zunächst um ihre wirtschaftliche Existenz. Aber so wie innerhalb des Gürtels kein Bezirk mehr auf das Parkpickerl verzichten möchte, werden auch die BewohnerInnen in den neuen Zonen die steigende Lebensqualität schon bald erkennen!

Ein noch nicht so offenkundiger Trend in unserer Stadt zeigt erfreulicherweise in eine andere, eine nachhaltige Richtung: Die Zahl der Führerscheinneulinge ist von 18.000 auf  12.000 pro Jahr gesunken. Gleichzeitig sind immer mehr WienerInnen mit dem Fahrrad und den Öffis unterwegs, 2012 wurden viel mehr Jahreskarten erworben als früher. Interessanterweise ist die Zahl der privaten PKW noch nicht zurückgegangen. Das kann als Hinweis darauf verstanden werden, dass es sich bei vielen “Kraftfahrzeugen” um “KraftSTEHzeuge” handelt, die den öffentlichen Raum blockieren. Ebenso erfreulich: Der Trend zum Einfamilienhaus in Wiens Speckgürtel hat sich seit 2008 halbiert, viele wohnen wieder lieber in der Stadt. Auch der Supermartktboom hat sich abgeschwächt. Immer mehr Menschen stellen fest, dass eine lebenswerte Stadt auch eine Stadt der kurzen Wege ist, und gehen lieber in der Nähe der Wohnung einkaufen. Nahversorgung ist wieder mehr gefragt.

Wenn Wien weiterhin im Städteranking ganz vorne mit dabei sein will, sind flexible, phantasievolle BürgerInnen gefragt, die neue Perspektiven und Visionen entwickeln und bei deren Umsetzung mitwirken. Nur der smart citizen kann die smart city mit dem Menschen im Mittelpunkt schaffen.


Auf dem Podium referierten und diskutierten: Brigitte Bach - Head of Department Energy, AIT Austrian Institute of Technology GmbH, Wien; Pavel Kabat - Direktor, International Institute for Applied Systems Analysis (IIASA), Laxenburg; Thomas Madreiter - Leiter der Magistratsabteilung für Stadtentwicklung und Stadtplanung, Magistrat der Stadt Wien; Gabriele Payr - Generaldirektorin, Wiener Stadtwerke Holding AG, Wien; Klaus Rohland - Länderdirektor für China, Mongolei, Korea, Ostasien und den Pazifischen Raum, Weltbank Group, Peking; Arnulf Wolfram - Sector Cluster Lead Infrastructure & Cities, Siemens AG Österreich, Wien.



 

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