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Eindrücke von der Ausstellung
"Schönbrunn – Der Wettbewerb"

Bis 14.November war im Festsaal des Amtshauses am Hietzinger Kai 1-3 (2.Stock) die Ausstellung über den Wettbewerb zur Gestaltung des Umfelds des Weltkulturerbes Schönbrunn zu sehen.

Bei dem Wettbewerb, an dem sich insgesamt 17 ArchitektInnen bzw. Teams beteiligt haben, wurde verlangt, ein Konzept für eine stadtverträgliche Entwicklung des Bereiches um Schönbrunn zu entwickeln und insbesondere vier Teilräume detailliert zu bearbeiten:

Bereich A: Fasangarten-Bereich (Maria-Theresien-Kaserne und Gelände der Forstlichen Bundesversuchsanstalt).

VORGABEN: Fortsetzung der Achse Schloss-Gloriette nach Süden und Überlegungen für den Fall der Absiedlung der Kaserne, Erhaltung des bestehenden "Urwalds", parkartige Übergangszone, im Westen kulturelle Einrichtungen, im Osten Freizeit- und Erholungsgebiet.

Bereich B: FIAT-Gründe an der Grünbergstraße/Ecke Schönbrunner Straße 297-307 (12.Bezirk).

VORGABEN: 4-Stern-Hotel, Büros, Wohnungen und ein Betriebsobjekt mit Schauräumen, Lager und Werkstätten.

Bereich C: Vorfeld Schloss Schönbrunn mit Bereich entlang des Wientals östlich des Haupteingangs, Auer-Welsbach-Park und Technischem Museum (13., 14. und 15.Bezirk).

VORGABEN: Neuordnung des bestehenden Parkplatzes, Schaffung eines Empfangsbereichs für die SchlossbesucherInnen mit Wartebereich, Medienraum und Informationsstelle, besserer Zugang zum Technischen Museum.

Bereich D: Eingangsbereich West (Alt-Hietzing rund um den Platz mit der Pfarrkirche und Umgebung des Verkehrsknotens Kennedybrücke).

VORGABEN: Verbesserung der Verkehrssituation, Schaffung zusätzlicher Parkmöglichkeiten, getrennte Eingänge für Schloss und Tiergarten, Neuorganisation des Verkehrsknotens Kennedybrücke.

Ein Manko der Ausstellung besteht in der unzureichenden Information über die Vorgaben und im Nicht-Vorhandensein schriftlicher Unterlagen. Wir bringen daher als Service einen ersten Eindruck über die ausgestellten Konzepte aus grüner Sicht:

Bereich A (Fasangarten): Mehrere Projekte sehen die Schaffung von Wohnungen verschiedenster Art und Freizeiteinrichtungen (Gastronomie, Gartentheater, Hotel/Herberge, Reiterhof, Teiche, usw.) statt der Kaserne vor, einige auch Museums-Nutzungen (z.B. Heeresgeschichtliches Museum, Museum über Krieg und Faschismus bzw. Zeitgeschichte). Im östlichen Teil wird vielfach die Nutzung bzw. der Ausbau der Heeres-Sportanlagen als Ersatz für eine Absiedlung der Sportanlage der "Union" von der Schönbrunner Schlossstraße vorgeschlagen. Auch Vorschläge für eine Nutzung als Kulturpark bzw. für Künstlerwohnungen existieren. Die Wald-Bereiche der Forstlichen Bundesversuchsanstalt werden großteils erhalten bzw. nur schwach genutzt (z.B. mit "Themeninseln", für Präsentation von biologischen Landbau usw.). In einem Vorschlag wird der "Urwald" beim Gloriette-Teich als solcher belassen und durch Holzstege erlebbar gemacht, südlich davon eine "G’stettn" als Freiraum eingeplant (bewusst gestalteter Gegensatz des "verwilderten, verdrängten, tristen Südens" zum "offiziell herzeigbaren, verfeinerten, hellen Norden" Schönbrunns). Ein weiterer Plan sieht vor, das Gelände als Standort der Garde beizubehalten, aber die Kampfeinheiten abzusiedeln und eine Außenstelle der Spanischen Hofreitschule einzurichten. Es gibt auch Pläne, den Tiergarten nach Süden auszuweiten, eine "neue Agora" mit Handel, Bildungs- und Kongresseinrichtungen im Fasangarten zu schaffen. Ein eher kurioser Vorschlag sieht auf dem Gelände der Kaserne gar ein "Olympisches Dorf" mit 16 Hochhaustürmen für allfällige Olympische Spiele 2012 vor.

Bereich B (FIAT-Gründe): Alle Projekte halten sich an die Vorgaben, zumeist wird ein Hotelblock entlang der Grünbergstraße situiert und die restlichen Gebäude rechtwinkelig dazu. Einen Hochhausturm, wie er noch im Jahr 2000 heftig diskutiert wurde, schlägt keines der 17 Projekte vor (in einem Vorschlag ist ein Aussichtsturm mit einer "Sky-Bar" als Gegenpol zum Turm des Amtshauses auf der gegenüberliegenden Seite von Schönbrunn enthalten). Die maximale Höhe der Bauten beträgt in den meisten Vorschlägen 30 bis 45 Meter. Der bestehende Bürogebäudeteil am Dreherpark, um 1960 von Georg Lippert errichtet und heute architekturhistorisch interessant wegen der Bauweise Ende der Fünfzigerjahre, wird in einigen Projekten erhalten und eingebaut. In einem Projekt wird der Schlosspark teilweise über die Grünbergstraße "hinübergezogen", in einem ein FußgängerInnentunnel zum Schlosspark eingeplant. In einigen Projekten sind auch Tiefgaragen mit mehr als den erforderlichen Pflichtstellplätzen enthalten, ein Plan enthält auch die teilweise Nutzung als Vergnügungsetablissement (ein solches hatte an diesem Standort zwischen 1886 und 1925 bestanden). Nach einer BürgerInnenversammlung in Meidling werden derzeit die bestqualifizierten Entwürfe nochmals überarbeitet.

Bereich C (Vorfeld): In den meisten Projekten wird die stark von Autos befahrene Schönbrunner Schlossstraße entweder tief oder nach Norden zur U4-Trasse gelegt, wodurch eine Art "Glacis" bzw. ein langgestreckter Stadtplatz für den Tourismus gewonnen wird. Viele schlagen eine FußgängerInnenrampe oder einen Panoramasteg über das Wiental für einen besseren Zugang nach Norden zum Auer-Welsbach-Park vor. In letzterem werden die Wege ausgestaltet und ein ebenerdiger Zugang unter der Mariahilfer Straße zum Technischen Museum geschaffen. Im Osten des Vorbereiches (Ecke Schönbrunner Schlossstraße/Grünbergstraße) ist in den meisten Vorschlägen eine Tiefgarage für PKW und Busse oder ein Parkdeck enthalten. Die "Union"-Sportanlage soll verlegt werden. Der Bereich vor dem Haupteingang zum Schloss (Schönbrunner Schlossbrücke) wird zu einem zentralen Punkt für TouristInnen, ausgestaltet mit "Visitors Arrival Center" (teilweise unterirdisch), "Info-Box" u.ä. Einrichtungen. Vom östlichen Eck (Parkgarage, U4-Station "Schönbrunn") werden BesucherInnen teilweise durch Kioske, Kinos, "Kultur-Infotainment-Zentren" usw., aber auch Baumalleen zum Haupteingang "hingeleitet". Nur ganz wenige Projekte belassen die Schönbrunner Schlossstraße in der derzeitigen Lage.

Bereich D (Eingangsbereich Hietzing): Zu diesem Teilgebiet gibt es die wenigsten originellen oder bahnbrechenden Konzepte. Die Mehrheit der Vorschläge beinhaltet Parkplätze oder (Tief-)Garagen im Bereich des westlich der Kennedybrücke zu überdeckenden Westeinfahrt- und U4-Bereiches. In einem Projekt wird dort auch die Schaffung eines Hietzinger Bezirksmarkts vorgeschlagen.In einem Fall sollen die Parkplätze durch eine Heurigenpergola "behübscht" werden. In mehreren Konzepten taucht die Schaffung eines Eingangs in den Schlosspark direkt an der Kennedybrücke (manchmal beim bestehenden, derzeit geschlossenen Tor, manchmal beim "Kaiserpavillon" an der U4) auf. Auch an der Maxingstraße werden zusätzliche Eingänge gefordert. In einem Plan taucht die Nutzung des "Kaiserstöckls" an der Hietzinger Hauptstraße als Kaffeehaus auf. Die Verkehrsorganisation an der Kennedybrücke wird (mit Ausnahme der zusätzlichen Auto-Parkplätze) kaum in Frage gestellt. In einem Entwurf soll das ellipsenförmige Gebäude auf der Brücke neu errichtet und aufgestockt werden, sodass zu ebener Erde der öffentliche Verkehr abgewickelt werden kann und oben die Geschäfte liegen (mit einer direkten Rampe über die Straße nach Süden in den Schlosspark).

Verkehrserschließung: Neben den Vorschlägen für zusätzliche Parkplätze, die es für alle vier Bereiche gibt, taucht die Verlegung bzw. Tieflegung der Schönbrunner Schlossstraße mehrmals auf. Die Zugänglichkeit des gesamten Geländes soll durch zusätzliche Eingänge verbessert werden. Langfristig (nach Fertigstellung des "Lainzer Tunnels") könnte auch eine Station der Verbindungsbahn das Gelände der derzeitigen Kaserne anbinden. Zahlreiche Projekte beinhalten auch Ideen zur "inneren Erschließung" des Bereiches Schönbrunn für TouristInnen bzw. BesucherInnen. Diese reichen von "Hybrid-Feedern" für je 30 Personen, die im Intervall von 5 bis 15 Minuten das gesamte Gelände an den inneren Rändern abfahren, von Ringverbindungen mit Bussen außerhalb des Parkbereichs und von einer Rund-Seilbahn inklusive Einbindung des Technischen Museums bis hin zu Fiakern oder kleinen Elektrofahrzeugen für gebrechliche BesucherInnen im Schlosspark und zu einem "Cable Liner" zwischen dem Technischen Museum und einer zukünftigen S15-Station "Fasangarten".

Grundsätzliche Positionen aus grüner Sicht:

1) Wenn der Wettbewerb zu konkreten Ergebnissen führen soll, dann sollen diese ein abgestimmtes Gesamtkonzept zur Grundlage haben. Isolierte Entscheidungen ohne Blick über den "Schrebergarten Bezirksgrenze" (z.B. FIAT-Gründe) sind kontraproduktiv, da die einzelnen Teilbereiche aufeinander abgestimmt sein müssen (z.B. in der Frage der Anzahl von Garagenplätzen).

2) Das Um und Auf für wirkliche Gestaltungsmöglichkeiten ist die Bereitschaft des Bundesheers, aus der Maria-Theresien-Kaserne auszuziehen. An dieser Bereitschaft hängen zahlreiche andere Verbesserungen (Neugestaltung der Nord-Süd-Achse, Umsiedlung der Sportanlage an der Schönbrunner Schlossstraße, usw.). Es muss daher das öffentliche Interesse an der Absiedlung der Kaserne gegenüber dem Verteidigungsministerium immer wieder klar und mit Nachdruck betont werden. Über die Abdeckung damit verbundener Kosten hat sich die Politik rechtzeitig Gedanken zu machen.

3) Die Beibehaltung des derzeitigen Verlaufs der Westeinfahrt direkt am Eingang des Schlosses Schönbrunn vorbei ist untragbar. Mehr noch als eine Verlegung nach Norden ist eine Tieflegung der Schönbrunner Schlossstraße vonnöten, um einen autofreien, gestaltbaren Platz im Vorfeld des Schlosses zu schaffen.

4) Eine Überplattung des Wienflusses auf größeren Abschnitten zur Schaffung von Parkdecks (wie es ein ÖVP-Bezirksrat bei der BürgerInneninformation am 13.November vorgeschlagen hat) ist abzulehnen, da durch solche Maßnahmen zukünftige Schritte einer Attraktivierung des Wienfluss-Beckens (Re-Naturierung, Radweg usw.) konterkariert würden.

Gerhard Jordan

Siehe auch Schönbrunn: Grüne unterstützen Roland-Rainer-Vorschläge
und Öffnet endlich das Tor zum Schlosspark!

 

Seite geändert am 29 November, 2001 / Home